Leserbrief
Nicht alle sind online!
Es gibt sie noch – Menschen, die nicht online sind, die nicht surfen und chatten, die noch Bargeld in der Tasche haben und den persönlichen Kontakt brauchen, Hilfe benötigen und annehmen von vertrauenswürdigen Bankmitarbeitern.Sie haben zum Teil nicht mehr viel Geld, weil die Rente schmal ist. Sie benötigen auch weniger zum Leben, sie haben gelernt, sich einzurichten. Das liest sich dann so: „…geringere Kundenfrequenz und damit unwirtschaftlich.“
Die nächste Generation und diejenigen, die gelernt haben, mit dem Smartphone und dem Computer umzugehen, haben es geschafft, am Neujahrsempfang der Gemeinde teilzunehmen.
Sie gehören zu „allen“, sie informieren sich im „wochenklick“, sie hören an 24 Tagen Gedichte um Weihnachten, bestellen und bezahlen online. Die bestellen Ihre Bustickets online und werden nicht vom Busfahrer abgewiesen, weil sie eben nicht bestellen können.In Coronazeiten sind diese Menschen noch mehr betroffen, weil ihre Kommunikation sich auf telefonische Kontakte beschränkt, sie sind noch einsamer und hilfloser. Sie sind keine Verweigerer, sie können und wollen nicht mehr alles lernen, was ihnen die neue Zeit abverlangt.
Sie haben in ihrem langen Leben viel lernen und ertragen müssen, sie haben ein Recht auf mehr Achtsamkeit.
Geben wir ihnen mehr schriftliche Informationen, gut lesbar und geduldig, überlegen wir, wie wir sie mitnehmen können in den Wartezeiten auf die Impfung, verstehen wir ihre Immobilität und kämpfen wir dafür, dass sie kurze Wege haben, zu den Banken, Impfzentren, zu den Läden. Sie jammern nicht, sie klagen nicht an, sie leiden im Stillen. Das haben sie gelernt. Also haben sie oft keine Stimme und finden keine Beachtung. Ich möchte als Grenzgänger heute ihre Stimme sein, damit „alle“ wirklich alle werden.
Ingo Gerstenhauer
wochenblatt-Redaktion in eigener Sache
Grundsätzlich veröffentlicht das wochenblatt gerne Leserbriefe, um damit die öffentliche Diskussion in einer offenen, demokratischen Gesellschaft zu ermöglichen und zu unterstützen. Leserbriefe sind keine Beiträge der Redaktion: Für den Inhalt der veröffentlichten Zuschriften ist der jeweilige Verfasser verantwortlich. In der Frage der Veröffentlichung und Beurteilung der Zuschriften an die Presse richtet sich die wochenblatt-Redaktion nach allgemein gültigen, objektiven Kriterien: www.wochenklick.de/leserbriefe
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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