LESEN IST SCHÖN, VORLESEN IST SCHÖNER, ZUHÖREN IST AM SCHÖNSTEN! 20. DIGITALE VORLESESTUNDE FÜR ALLE LESER, VORLESER UND ZUHÖRER, FÜR JUNG UND ALT
MITEINANDER-FÜREINANDER-GEMEINSAM SIND WIR STARK
Liebe Leser, Vorleser und Zuhörer!
Herzlich willkommen zu meiner 20. Digitalen Vorlesestunde für ALT und JUNG „Lesen ist schön, Vorlesen ist schöner, Zuhören ist am schönsten! Meine dialogischen Präsenz-Vorlese-/Erzähl- und Singstunden für Senioren im Seniorenzentrum Martha-Maria in Eckental-Forth wie auch für Kinder im evangelischen Kindergarten Eckenhaid kann ich leider immer noch nicht durchführen. Aber mit meinen Texten und Bildern, die im Netz auf www.wochenklick.de eingestellt sind, unter der Rubrik „Lokales", wie auch auf der Homepage der Friedenskirche Eckenhaid und über die Sozialbetreuung im Seniorenzentrum Martha-Maria in Eckental-Forth an die Bewohner zum Lesen und Vorlesen verteilt werden, möchte ich in Zeiten der Corona-Pandemie zur sozialen Kontaktpflege beitragen. Leider ist unser Kontakt zur Zeit nur auf Distanz möglich, aber doch in alter Verbundenheit und emotional so wie vor Corona. Nach Corona können wir hoffentlich wieder auf die jetzt noch vorgeschriebene Distanz im sozialen Miteinander verzichten.
Als Impuls zum heutigen Thema „Miteinander-Füreinander-Gemeinsam sind wir stark“ möchte ich mit einer kurzen Bewusstseinsübung beginnen, um sich für die nachfolgende Geschichte über das menschliche Miteinander und Füreinander zu öffnen:
Wir nehmen uns wahr im Kontakt mit dem Boden, der uns trägt, und im Miteinander mit unseren Mitmenschen, die uns tragen und die wir tragen.
Wir schließen die Augen oder schauen auf einen bestimmten Punkt, der uns gefällt.
Wir achten auf unseren Atem, nehmen ihn bewusst wahr und kommen zur Ruhe.
Wir sind offen und konzentrieren uns auf unsere Kraft und Stärke im Miteinander und Füreinander.
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Hier folgt nun eine kleine Geschichte von Leo Tolstoi, russischer Schriftsteller (*1828, +1910), mit dem Titel „Die drei Fragen. Was im Leben wirklich zählt“.
Die drei Fragen
Ein König lebte in seinem Palast und er war trotz seines Reichtums in Sorge um alles und jedes, besonders aber kreisten seine Gedanken um die Frage „Wie kann ich sicherstellen, dass mir in Zukunft nichts missglückt?“. Er dachte nach und kam auf drei weitere Fragen: Erstens: Wenn ich nur wüsste, mit welchen Menschen ich mich einlassen kann und mit welchen besser nicht. Zweitens: Wenn ich nur immer den richtigen Zeitpunkt wüsste, wann ich mit einem Werk zu beginnen habe. Und drittens: Wenn ich nur immer sagen könnte, welches von allen möglichen Werken dasjenige ist, das ich zuerst vollbringen sollte.
Da der König auf seine Fragen allein keine Antworten wusste, rief er die Weisen seines Landes zu sich, damit sie gemeinsam beratschlagen könnten. Aber sie waren in ihren Antworten auf die drei Fragen an keiner Stelle einig, und was sie dem König auch darlegten, nichts gefiel ihm.
Da entschloss er sich, einen Weisen aus einem anderen Land, dessen Weisheit in besonders gutem Ruf stand, zu befragen. Dieser Mann lebte in einer Hütte im Wald und empfing nur einfache Leute, die allein nicht mehr weiterkamen und seinen Rat und seine Hilfe brauchten. Um sich entsprechend anzupassen, zog sich der König ein schlichtes Gewand an und näherte sich ohne Pferd und ohne sein sonst übliches Gefolge der Hütte des Weisen. Der grub gerade die Beete um, schaute hoch und begrüßte seinen Gast, fuhr aber fort und grub langsam weiter und man sah, dass ihm die Arbeit aufgrund seines hohen Alters schwer fiel.
Der König sprach ihn an: „Weiser Mann, ich bin gekommen, um dich zu bitten, mir drei Fragen zu beantworten, auf die ich allein keine Antwort finden kann: Erstens: Welche Menschen sind die unentbehrlichsten? Zweitens: Welches ist die Zeit, die man einhalten muss und nicht versäumen darf, um hinterher nichts bereuen zu müssen? Und Drittens: Welches Werk ist das wichtigste und muss daher vor allen anderen vollbracht werden?“
Der weise Mann hörte dem König zu, ohne zu antworten. Dann spuckte er in die Hände und setzte ruhig seine Arbeit fort. Da sagte der König zu ihm: „Ruh dich doch ein bisschen aus, lass dir helfen und gib mir den Spaten!“ Der Weise bedankte sich und reichte dem fremden Gast seinen Spaten. Er selber setzte sich auf die Erde und sah ihm zu.
Als der König zwei Beete umgegraben hatte, wiederholte er seine drei Fragen. Aber der weise Mann antwortete auch dieses Mal nicht, sondern überlegte einen Moment, stand dann auf, streckte die Hände nach dem Spaten aus und sagte „Wir wollen uns die Arbeit teilen. Jetzt ruh du dich aus und ich will nun weitergraben.“
Der König aber, da er jünger und kräftiger war als der alte Mann, gab den Spaten nicht aus der Hand und fuhr fort zu graben.
Schließlich begann die Sonne hinter den Bäumen zu versinken. Da steckte der König den Spaten in die Erde und erbat sich nochmal eine Antwort: „Weiser Mann, ich bin zu dir gekommen, um auf meine drei Fragen eine Antwort zu erhalten. Wenn du aber keine Antwort auf sie weißt, dann sag es mir, denn dann will ich wieder nach Hause gehen.“
Der weise Mann schaute ihn an und dann in die Ferne und rief: „Sieh mal dort, da kommt jemand gelaufen, lass uns sehen, wer das ist und ob er unsere Hilfe braucht!“
Aus dem Wald kam ein bärtiger Mann gelaufen, die Hände vor den Leib gehalten und Blut rann durch seine Finger. Er lief mit schmerzverzerrtem Gesicht direkt auf den König zu und dann fiel er vor ihm auf den Boden. Gemeinsam öffneten der König und der weise Mann die Kleider des Mannes, versorgten, so gut sie es konnten, die Wunden und legten einen Verband an. Dann bat der Verwundete um Wasser. Der König brachte frisches Wasser herbei und gab dem Mann zu trinken.
Inzwischen war die Sonne untergegangen, der Abend begann und es war kühl geworden. Deshalb trugen der König und der weise Mann mit vereinten Kräften den Verwundeten in die Hütte, legten ihn auf das Bett und deckten ihn zu. Der König hielt die Hände des Verwundeten und sprach ihm beruhigend zu. Da hörte dieser auf zu stöhnen und schlief schließlich ein. Und auch der König und der weise Mann waren müde und so erschöpft, dass sie gleich in tiefen Schlaf fielen.
Als der König am nächsten Morgen aufwachte, wusste er zunächst nicht, wo er war und wer da in der Hütte auf dem Lager ruhte und ihn mit dankbaren Augen ansah. Unvermittelt sagte der bärtige Mann zu ihm mit schwacher Stimme: „Vergib mir“. Der König stutzte und erwiderte: „Ich kenne dich ja gar nicht und habe dir deshalb auch nichts zu vergeben“.
Der Bärtige sagte „Vielleicht erkennst du mich nicht, aber ich, ich erkenne dich auch in deinen einfachen Gewändern. Du bist der König, der meinen Bruder wegen seiner schlechten Taten zum Tode verurteilt und ihm alle seine Güter genommen hat. Deshalb wollte ich dich aus Rache töten, aber da du mir jetzt durch deine Hilfe das Leben gerettet hast, kann ich nicht mehr dein Feind sein. Ich will dir vergeben und von nun an will ich dein treuer Gefolgsmann sein und helfen, für das Gute bei den Menschen im ganzen Land einzutreten. Ich bitte dich nochmal: Vergib mir meine Rachegedanken.“
Da freute sich das Herz des Königs, dass sich, aufgrund seiner Hilfe, sein Feind mit ihm ausgesöhnt hatte und dass auch er sich mit ihm aussöhnen konnte. Und so vergab er ihm nicht nur, sondern er versprach auch, ihm die Güter seines Bruders zurückzugeben und ihm seinen Leibarzt zu schicken, sobald er mit ihm in seinem Palast zurück war.
Dann trat der König vor die Hütte und schaute sich nach dem weisen Mann um.
Der war draußen in seinem Garten bei den Beeten, die sie am Vortag gemeinsam umgegraben hatten. Er kniete auf dem Boden und säte Gemüsesamen. Der König trat an ihn heran und sprach: „Ein letztes Mal bitte ich dich, weiser Mann, mir zu helfen und meine drei Fragen zu beantworten, mit denen ich zu dir gekommen bin.“
Der erwiderte lächelnd: „Aber du hast ja deine Antworten schon erhalten! Wärst du gestern nicht aus Mitleid bei mir geblieben, um mir bei der schweren Arbeit zu helfen, dann wärst du allein durch den Wald zurückgegangen und dieser Mann hier hätte dich dort, so wie er es ursprünglich vorgehabt hatte, überfallen und dir Böses angetan. Somit war die richtige Zeit die, als du mir geholfen und die Beete in meinem Garten umgegraben hast, der wichtigste Mensch für dich war ich und das wichtigste Werk war, mir Gutes zu tun. Und dann, als du mit meiner Hilfe die Wunden des verletzten Mannes verbunden hast, da war das abermals die richtige Zeit, denn sonst wäre er gestorben, ohne dass er sich mit dir versöhnt hätte. In dem Moment war er der wichtigste Mensch für dich, und das wichtigste Werk war, ihm Gutes zu tun.
Damit hatte der König auf seine drei Fragen:
Wie erkenne ich den richtigen Augenblick?
Wie erkenne und begegne ich den wichtigsten Menschen in meinem Leben?
Was ist das Wichtigste, das ich tun kann, um in meinem Leben glücklich zu werden und andere glücklich zu machen?
die Antworten gefunden:
Die richtige Zeit ist nur der Augenblick im Jetzt und Hier, denn nur über ihn können wir verfügen.
Der wichtigste Mensch ist der, mit dem uns der Augenblick zusammenführt.
Das wichtigste Werk ist, diesem einen Menschen in diesem einen Augenblick Gutes zu erweisen.
Gemeinsamkeit im Miteinander und Füreinander leben und erleben, das bringt Freude, Zufriedenheit, Stärke und ist ein Gewinn für ALLE.
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Nun gebe ich wie immer beim Abschied einen Mutmach-Text mit auf den Weg, diesmal ist es eine Textpassage aus dem englischen Song „Lean on me“:
„… Lehn dich bei mir an, wenn du nicht stark bist, dann will ich dein Freund sein.
Ich helfe dir weiterzumachen, denn es wird nicht lange dauern, bis ich jemanden zum Anlehnen brauche…“.
Anlehnen auf Distanz, so wie es jetzt während der Corona-Krise von uns verlangt wird, das kriegen wir hin, aber wir freuen uns und hoffen auf die Zeit, wenn wir uns wieder mit Körperkontakt aneinander anlehnen, uns in den Arm nehmen und uns helfen können.
Geben und Nehmen im Miteinander und Füreinander, das ist auch die Sehnsucht, zu lieben und geliebt zu werden, zu beschützen und beschützt zu werden, zu helfen und sich helfen zu lassen. Aber nicht nur der Einzelne, auch viele Vereine arbeiten gemeinsam mit anderen nach dem Motto "Miteinander-Füreinander", so zum Beispiel der Sozialverband VdK, Diakonie, Caritas und noch viele andere gemeinnützige Institutionen.
Liebe Leser, Vorleser und Zuhörer, wir wollen hoffnungsvoll, zuversichtlich und gelassen der Zeit nach Corona entgegensehen. Für unsere Hoffnung darauf, dass alles wieder gut wird, steht auch das Motiv des Regenbogens, dieses schöne und farbenprächtige Ergebnis des glücklichen Zusammentreffens von Sonne und Regen, das uns immer wieder erfreut als schönste Verbindung zwischen zwei Punkten.
Hören Sie dazu einen kurzen Ausschnitt aus dem Song „Somewhere over the rainbow …“ ,gesungen von Astrid Lierenfeld, Sängerin sowie Leiterin des Gospelchors „Blue Church Singers“ der Friedenskirche Eckenhaid.
Bitte klicken Sie hier
Tschüss und Ade! Bleiben Sie gesund und lebensfroh!
Ihre Annegret Schildknecht
Hinweis: Die Beiträge kommen im evangelischen Kindergarten Eckenhaid durch die Erzieherinnen und im Seniorenzentrum Martha-Maria durch die Sozialbetreuung zum Einsatz unter dem Motto: Lesen ist schön, Vorlesen ist schöner, Zuhören ist am schönsten!
Hinweis: Alle Beiträge zu meinen digitalen Vorlesestunden finden Sie hier
(bitte anklicken) oder unter: https://www.wochenklick.de/tag/vorlesen
Hinweis: Das Copyright für Fotos mit der Angabe "M.Schi." liegt bei:
Dr. Manfred Schildknecht
Autor:Annegret Schildknecht aus Eckental |
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