HISTORISCHE KARTOFFELDÄMPFMASCHINE
Landwirtschaftlicher Oldtimer

Die laufende Kartoffeldämpfmaschine auf dem "Schweigerhof": Gerhard und Michael Schweiger (v.li.) beim Befüllen vom Kipper herab auf das Förderband. Nicht auf dem Bild ist der sachkundige Maschinist. | Foto: Georg Heck
  • Die laufende Kartoffeldämpfmaschine auf dem "Schweigerhof": Gerhard und Michael Schweiger (v.li.) beim Befüllen vom Kipper herab auf das Förderband. Nicht auf dem Bild ist der sachkundige Maschinist.
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Recht selten geworden ist heutzutage der Einsatz einer Kartoffeldämpfmaschine, dieser Tage war das noch einmal der Fall im Bauernhof der Familie Gerhard Schweiger in der Sackgasse (Soog) Kalchreuth.

Die Schweigers hatten eine größere Menge Kartoffeln, die sich nicht als Speisekartoffeln eigneten und als Schweinefutter bestimmt wurden. Überschüssige, aussortierte Grüne, oder bei der Ernte beschädigte, zu kleine oder zu unförmige Kartoffeln, oder Knollen, die auf dem Feld von Mäusen oder Würmern angeknabbert wurden, werden dabei zu Schweinefutter verarbeitet.

Da die Schweine Kartoffelstärke erst nach Dämpfung gut verdauen, werden rohe Kartoffeln gedämpft und damit haltbar gemacht. Gedämpfte Kartoffeln sind ein ausgiebiges und nahrhaftes Futter und für die Schweine ein Genuss.

Die alte, fahrbare, vollautomatische Kartoffeldämpfmaschine, ein ziemliches Ungetüm des landwirtschaftlichen Dienstleisters Andreas Rehm aus Dormitz, wurde mal wieder gebraucht und tat im Hof der Schweigers gute Arbeit. Die Maschine arbeitet nach dem Anheizen – der Dämpfer wird mit Heizöl betrieben – durchgehend vom Einschütten der rohen bis zum Ausstoß der gedämpften und gequetschten Kartoffeln in einem fließenden Arbeitsvorgang. Die Kartoffeln wurden vom Kipper über das Förderband in die Maschine gelassen, wo sie zunächst im Kartoffelwaschtrog mit Steinfangkasten gewaschen werden.

Über die Förderschnecke wandern die rohen Kartoffeln (Ärbiern) von oben in den Dämpfschacht. Da werden die Kartoffeln im Druckbehälter, einem Niederdruckkessel mit 0,3 bis 0,5 bar Betriebsdruck mit heißem Wasserdampf gegart.

Was unten herauskam, ist weiches Futter zur Schweinemast, das dann im vorbereiteten gemauerten Silo aufgeschüttet und zuletzt abgedeckt wurde. Nach einer gewissen Zeit werden die gedämpften und gequetschten Kartoffeln eine perfekte Silage. Das Futter ist dadurch gut haltbar, das Dämpfen hemmt den bei sonstiger Lagerung unvermeidlichen Verderb durch Fäulnis oder Austrocknung. Wie der Landwirt Rehm erzählt, waren die Kartoffeldämpfmaschinen in den 60er Jahren für die damalige Zeit sehr fortschrittlich.

Sie wurden von der bis 1974 existierenden Firma Gotthardt & Kühne, einem der führenden Hersteller von Spezial-, Dämpf- und Heizungsanlagen für die Landwirtschaft, in einer Niederlassung in Nürnberg-Boxdorf hergestellt. Heute kommen solche Gerätschaften nur noch selten oder nur bei historischen Vorführungen zur Einsatz. So ist Rehm bei "Oldtimertreffen" mit seiner alten fahrbaren vollautomatische Kartoffeldämpfmaschine immer eine publikumsträchtige Sensation.

Als begeisterter Kartoffeldämpfmaschinen-Historiker bezeichnet Rehm im Gespräch den Erhalt als sein intensives Hobby: "Diese Maschinen haben eine Geschichte".

In diesem Metier, das er offensichtlich mit Leidenschaft, Hingabe, Zeitaufwand und großem theoretischen und praktischen Hintergrundwissen betreibt, ist er mittlerweile ein Exot, wenn er mit seiner Maschine auftaucht. Mit Bedauern stellt er fest, dass es sich um eine aussterbende Arbeit handelt, denn außer dem Kalchreuther Kunden gibt es nur noch einen in Möhrendorf, der Bedarf an einer größeren Menge gedämpfter Futterkartoffeln hat.

Früher, so erzählt er, dauerte die Dämpfsaison von August bis Weihnachten und die Maschinen liefen nicht selten Tag und Nacht.

Die Maschine, die in Kalchreuth eingesetzt wurde ist eine VDM 39 Baujahr 1974, die einen stündlichen Kartoffelausstoß von 3,4 Tonnen hat. So ein Gerät kostete zu seiner Zeit 60 000 DM.

Außer dieser hat er auf seinem Hof noch zwei weitere Dämpfmaschinen vom Typ "Ideal" VDM 35 und 37 und viele Ersatzteile von verschrotteten Maschinen gesammelt.

Georg Heck

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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