Im Dialog mit der Landwirtschaft
Heckenschutz

Symbolbild "Landschaft" aus dem wochenblatt-Archiv | Foto: E. Bayerlein

Zum Leserbrief im wochenblatt vom 13.05.2020:

Leserbrief: "Vorteile von Hecken"


Zunächst freuen sich die elf Landwirte, die sich zum „Dialog mit der Landwirtschaft“ zusammengefunden haben, über ehrliches Interesse an ihrer Einschätzung und über den bekundeten Respekt. Die Frage, warum es so viele Felder ohne Hecken gibt, hat zahlreiche Aspekte:Zunächst muss man feststellen, dass die in dem genannten Aufsatz von Professor Ernst Neußner genannten Erkenntnisse zur „Bedeutung von Hecken in Feld und Flur“ für uns Landwirte nichts Neues beinhalten, sondern zum selbstverständlichen Grundwissen gehören. Nicht nur durch unsere fachliche Ausbildung, sondern auch durch den Erfahrungsschatz in unseren Familien.
Niemand ist mehr mit dem Leben in den Hecken vertrauter als wir Landwirte, wir leisten ja auch zu großen Teilen deren Pflege. Hecken stehen nicht einfach so da, sie werden aus guten Gründen gehegt und verjüngt. Diese Arbeit machen nicht Spaziergänger, die sich an den Hecken erfreuen, sondern die Eigentümer, und das sind in vielen Fällen eben die Landwirte.
Die eigentliche Frage, warum es so viele Felder ohne Hecken gibt, ist im wochenblatt-Land eigentlich falsch adressiert. Bei Matthias Tauber aus Kemmathen grenzen nur vier Prozent der Äcker und Wiesen nicht unmittelbar an Wald, Hecke oder Feldgehölz – in Flächenanteilen gerechnet sind es zwei Prozent. Im Zuge der Flurbereinigung wurden in dieser Gegend über 12 Hektar Ausgleichsfläche geschaffen. Im Vergleich zu anderen Regionen sind im wochenblatt-Land die einzelnen Flurstücke relativ klein: Gerhard Wölfel verzeichnet eine durchschnittliche Größe von 1,4 Hektar, das sind etwa zwei Fußballfelder. Bei Stefan Schaffer in Görbitz ist das größte Flurstück etwas über vier Hektar groß, der kleinste Schlag (Flurstück) aber nur 0,2 Hektar, also 2.000 Quadratmeter. Solche Flächen würden in vielen Regionen Deutschlands aus mangelnder Wirtschaftlichkeit liegen gelassen und gar nicht erst bearbeitet – für hiesige Bauern sind sie aber wirtschaftliche Lebensgrundlage.
Vor Jahrzehnten wurden, teilweise im Zuge der behördlichen Flurbereinigung, um die Produktions- und Arbeitsbedingungen zu verbessern, auch viele Bäche begradigt, Böschungen planiert sowie Hecken und Feldgehölze entfernt. Das war vor 30 Jahren, heute wird eher wieder renaturiert. Trotzdem haben wir hier ein abwechslungsreiches Landschaftsbild mit Rückzugsmöglichkeiten für viele Arten. Es gibt praktisch keinen Standpunkt, von dem aus man nicht Gehölze in mehreren Richtungen im Blick hat und in wenigen Minuten fußläufig erreichen könnte. Auf solchen Privatflächen von Bauern die landwirtschaftliche Nutzung noch mehr zu verhindern oder zu erschweren, würde bedeuten, noch mehr Lebensmittelproduktion dorthin zu verlagern, wo es tatsächlich riesige ausgeräumte Landschaften ohne Hecken gibt, oft mit Monokulturen statt der hiesigen, kleinräumigen Reinkulturen mit ständigem Fruchtwechsel.
Dass durch die mechanische Bodenbearbeitung bei Wind auch mal Staubfahnen entstehen, lässt sich nicht immer vermeiden. Die Höhe der Staubfahnen hat aktuell auch damit zu tun, dass das dritte Jahr in Folge extreme Trockenheit herrscht. Dass dadurch Humus verlorengeht, ist aber in unseren Breiten nicht zu befürchten. Schlimmstenfalls wehen geringste Mengen ein oder zwei Felder weiter. Auch ein Verdacht, dass Landwirte aus Unwissenheit die Zukunftsfähigkeit unserer Böden aufs Spiel setzen oder leichtfertig zerstören, ist in der Regel unbegründet. Es gibt zwar auch hier (wie in jeder Branche) wenige „schwarze Schafe“, die den möglichst naturschonend arbeitenden Berufskollegen ebenso ein Dorn im Auge sind. Aber niemand hat ein größeres Interesse daran, die Bodenqualität und die Kulturlandschaft für spätere Generationen zu erhalten, als die landwirtschaftlichen Familienbetriebe.

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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