Vier Jahrzehnte im Dienste der Mitbürger
Günter Rauh ist seit 1981 Mitglied im Marktgemeinderat Eckental
Als Erwin Zeiß im Markt Igensdorf 2008 von seinem Nachfolger Wolfgang Rast abgelöst wurde, nachdem er nicht mehr zur Bürgermeisterwahl angetreten war, blickte er auf 42 Jahre Bürgermeisteramt zurück. Die ersten sechs Jahre ab 1966 stand er der Gemeinde Stöckach vor, ab 1972 der neuen Marktgemeinde. Vor dem Zusammenschluss des Marktes Eckental war Georg Hänfling bereits seit 1956 Bürgermeister in Eckenhaid, von 1972 bis 1996 nochmals 24 Jahre und damit beachtliche vier Jahrzehnte. Beiden Kommunalpolitikern ist gemeinsam, dass sie ihre Tätigkeit die meiste Zeit hauptberuflich ausgeübt haben.
Günter Rauh dagegen kann dieses Jahr auf 40 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit als Marktgemeinderat zurückblicken: Seit 1981 vertritt er die Mitbürgerinnen und Mitbürger im Rat und in verschiedenen Ausschüssen. Kein anderes aktives Mitglied kann auf so viel persönliche Erfahrung und Erinnerung zurückblicken.
Als „Nachrücker“ ins Gremium und sieben Mal wiedergewählt
Zur Wahl angetreten war er 1978 als 31-jähriger selbstständiger Schreinermeister in Eschenau. Die Schreinerei hatte schon sein Großvater gegründet, bei den Arbeiten in den Häusern und landwirtschaftlichen Anwesen bekam man auch viel Einblick in die Befindlichkeiten und Anliegen der Menschen, erzählt Günter Rauh im Redaktionsgespräch. Vor ihm war auch schon der Vater im Gemeinderat von Eschenau und Eckental. Seit 1978 hat der damalige Neuling auf der Kandidatenliste der Freien Wähler auch als Wahlhelfer keine Wahl verpasst. Ob auf Kommunal-, Landes-, Bundes- oder Europäischer Ebene – immer hat er sich für die Demokratie engagiert.
Bei der Wahl am 5. März 1978 wurde er mit 1.832 Stimmen zunächst nicht in den Gemeinderat gewählt. Aus einem traurigen Anlass sollte er am 19. März 1981 in das Gremium nachrücken: Der mit 1.850 Stimmen gewählte Grafik-Designer, Künstler und wochenblatt-Gründer Detlef Unbehaun war am 24. Februar mit nur 41 Jahren verstorben. An ihn erinnert sich Günter Rauh mit Respekt und Hochachtung als Mensch von beeindruckender Offenheit, der sich mit ganzer Kraft für die Weiterentwicklung der damals jungen Großgemeinde einsetzte.
Inzwischen hat der Nachrücker im Gemeinderat und in diversen Ausschüssen 40 Jahre lang Sitzungen absolviert, Gespräche geführt, Unterlagen studiert, Entscheidungen beeinflusst, Ortstermine wahrgenommen und war bis vor einem Jahr Fraktionssprecher der Freien Wähler.
In vielen Ortsteilen „zuhause“
Eigentlich war Günter Rauh ein Eschenauer. Hier hatte er die Schreinerei, bevor er 23 Jahre lang mit Leib und Seele bei der Lebenshilfe Erlangen tätig war, hier unterstützt er heute Ehefrau Gitti und Tochter Alexandra im Blumenladen in der Schnaittacher Straße.
Nach Eckenhaid hatte er aber schon immer enge Beziehungen, in Brand wohnt er seit langem. In Forth kennt er sich zwar auch gut aus, ist aber nicht ganz so vertraut, gibt er zu. Im MGV Sängerlust Eschenau ist Günter Rauh seit 55 Jahren aktiver Sänger, im MGV Eckenhaid 44 Jahre und im MGV Liederkranz Brand 35 Jahre Mitglied, im FC Eschenau seit 64 Jahren und im TSV Brand seit 45 Jahren im Verein, ebenso beim Rasse- und Geflügelzuchtverein Eckental.
Für sein ehrenamtliches Engagement wurde er unter anderem 1999 mit der Kommunalen Dankurkunde des Bayerischen Innenministers, 2002 mit dem Goldenen Ehrenzeichen und 2012 mit der Bürgermedaille des Marktes Eckental ausgezeichnet. Nach 40 Jahren Gemeinderat und 51 Jahren Ehe sowie vierfacher Großvater hat sich der 74-Jährige ein neues Hobby zugelegt: Als „Siebener“ oder Feldgeschworener markiert er bei Bedarf in der Flur die Grundstücksgrenzen
Nach wie vor und immer wieder aktuell: Kindergärten für die Kleinen
Im Vergleich zur heutigen Kommunalpolitik waren in den 1970er Jahren die verfügbaren Mittel knapper und die Zahlen deutlich kleiner, erinnert sich Günter Rauh. Beeindruckt hatte ihn schon Mitte der 1960er Jahre, wie der Evangelische Kindergarten in Eckenhaid mit Eigenleistung des ganzen Ortes sowie der Hilfe von US-Soldaten und deren Baumaschinen errichtet wurde. Als er dann im Gemeinderat war, sei es durchaus vorgekommen, dass man über Kosten von 100 DM hitzig debattiert hat.
„Früher wurde viel im Wirtshaus ausgemacht“, erinnert sich Günter Rauh, unter anderem bei Treffen des Schützenvereins Eckenhaid, den es längst nicht mehr gibt. Um den Bau einer 400-Meter-Bahn für die sensationell erfolgreiche LG Eckental habe man schon in den 1980er Jahren heftig gerungen. Jahrzehntelang war die B2-Umgehung ein Thema, zunächst mit drei komplett unterschiedlichen Trassenvarianten, dann aufgeteilt auf Eschenau und Forth und nach wie vor nur zur Hälfte realisiert.
Auch an Zeiten mit leeren Gemeindekassen kann sich Günter Rauh erinnern. Wenn ihn Mitbürger um Rat bitten, unterstützt er sie gerne, egal ob er sie als Wähler hinter sich wusste oder nicht. Oft geht es um historische oder familiäre Hintergründe von Grundbesitzverhältnissen, über die außer ihm vielleicht auch Franz Fantisch (SPD) Bescheid wüsste – aber der ist längst nicht mehr im Rat vertreten.
Was wünscht sich der dienstälteste Gemeinderat heute aktuell für die Entwicklung im Markt Eckental? Schon wieder – oder immer noch – geht es ihm um die Kleinsten: Er hofft, dass nach den langwierigen Verhandlungen der neue Kindergarten in Brand jetzt endlich gebaut wird. Und er freut sich auf das Jubiläum „50 Jahre Markt Eckental“ im kommenden Jahr 2022.
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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