Edle Spender
Gesegnetes Wasser als Begrüßungsritual in der Kirche
Seit Sonntag gibt es in der Kreuzerhöhungskirche in Eckental-Forth zwei neue Spender für segensreiche Flüssigkeiten: Einen mit Desinfektionsmittel für die Hände, so wie es der Hygieneschutzplan vorsieht, und einen mit Weihwasser. Im übertragenen Sinne schützt auch dieser vor Erregern – solchen, die nicht den Körper, sondern die Seele betreffen.
Im Frühjahr wurden wir alle vom Coronavirus mehr oder weniger überrascht. Plötzlich waren zwei Dinge rar: Desinfektionsmittel waren so schnell vergriffen, so schnell sie in die Regale geschlichtet wurden. Weihwasser, das für Gläubige ein wesentliches Zeichen für den Begrüßungsritual in der Kirche ist, war gleich völlig verschwunden.
Viele Gläubige nahmen diesen Umstand in Kauf, weil sich niemand infizieren möchte. Eine Gläubige, die häufig einfach nur so zum Beten in die Kirche kommt, bekannte: „Für mich ist es sehr wichtig, dass ich mich beim Betreten einer Kirche mit Weihwasser bekreuzige und so den Erstkontakt zu Gott herstelle! Das geht jetzt leider nicht mehr!“ Ein Herr, der sich dazu gesellte meinte: „Die Welt scheint mit Covid-19 erheblich aus den Fugen geraten zu sein. Was bisher als selbstverständlich galt, ist von heute auf gleich tabu geworden. Ich vermisse das Weihwasser sehr.“
Weihwasser als „Desinfektionsmittel“ für die Seele
Das Weihwasser – welche Funktion hat es eigentlich? Wieso wird es als „Desinfektionsmittel“ der Seele neu benannt? In der Taufe werden die Christen durch das Taufwasser rein gewaschen von aller Schuld. Kein einziger „Schuldkeim“ bleibt bei diesem Sakrament übrig. Im Lauf der Zeit ist die Seele neuen Erregern ausgesetzt, wenn sie den Schutz verliert. Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass es nicht mehr möglich sein würde, die Finger ins Weihwasserbecken zu tauchen, sich zu bekreuzigen und wie zur Tauferinnerung zu sprechen: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen“ Das Weihwasser (= gesegnetes Wasser) möchte die Seele wieder keimfrei werden lassen, das letztendlich im Sakrament der Beichte geschieht.
Berührungsfrei und wohldosiert
Normalerweise könnte sich die Kirchenstiftung diese beiden sehr schönen, für einen Kirchenraum würdevollen Desinfektionsständer nicht leisten. Unser Mesner, Michael Ihle, sprach zwei Firmen an, die sich in der Coronakrise solidarisch zeigten und je einen Desinfektionsständer, der berührungsfrei die Desinfektionsmitteldosis in die Hand sprüht, für die Kirche und für das Pfarrzentrum spendeten. Zusätzlich kennt er die Bedürfnisse der Gläubigen vor Ort. Immer wieder wurde bei ihm wegen dem Weihwasser nachgefragt.
Spender für die Spender
Über einen Zeitungsartikel kam die Lösung: Es gibt einen ganz neu entwickelten Weihwasserspender, der ebenfalls berührungsfrei Weihwasser in die Handfläche tropfen lässt. Nur ein Fußpedal muss gedrückt werden, dann tropft schon das Weihwasser aus einem Hahn. Auch hier fand Michael Ihle Spender. Er fragte bei verschiedenen Leuten nach. Beim dritten Anruf wurde nur noch die Frage gestellt: „Wieviel fehlt noch?“ und schon war der Weihwasserspender von edlen Spender/innen gesponsert. Wunder gibt sie immer wieder, auch heute noch. Das durfte die Kirchenpflegerin in kürzester Zeit dreimal voll Freude und Dankbarkeit erleben. Wie schön, dass es in dieser schweren Zeit Menschen gibt, die mit großen finanziellen Spenden Gesundheit von Leben und Geist möglich machen. Ganz ehrlich gestand sie: „Mit Schrecken habe ich festgestellt, dass ich ohne Weihwasser das Kreuzzeichen für das Begrüßungsritual weggelassen habe. Das wird sich ab Sonntag ändern. Gottseidank!“
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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