80. JAHRESTAG: AUFSTAND IM WARSCHAUER GHETTO
GEDENKEN AN MENSCHEN IN UNMENSCHLICHEN ZEITEN

Warschau, Platz der Ghettohelden: Ehrenmal für die Helden des Ghettoaufstands von 1943 | Foto: Dr. Manfred Schildknecht
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  • Warschau, Platz der Ghettohelden: Ehrenmal für die Helden des Ghettoaufstands von 1943
  • Foto: Dr. Manfred Schildknecht
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LIEBE LESER,  VORLESER und ZUHÖRER von ALT bis JUNG!
Vor ein paar Tagen habe ich in einem Zeitungsartikel einen (Über)Lebensbericht der polnisch-jüdischen Autorin Elzbieta Ficowska gelesen, die, als vor 80 Jahren der Warschauer Ghettoaufstand begann, sechs Monate alt war.
Die Lebens- und Leidensgeschichte dieser Künstlerin hat mich sehr berührt und ich gebe hier einiges aus diesem besonderen Einzelschicksal in der Zeit der Judenverfolgungen mit meinen Worten auszugsweise wieder:
 
Das Mädchen Elzbieta, das von ihrer jüdischen Mutter im Warschauer Ghetto geboren wurde, hat ihre Eltern nie kennengelernt und doch bekam sie immer wieder viel Liebe und Mitmenschlichkeit von fremden Menschen geschenkt. So wurde sie als Kleinkind von einer katholischen Warschauerin an Kindes statt aufgenommen und liebevoll großgezogen. Durch den Mut und die Nächstenliebe dieser Frau, wie auch einiger anderer Mitmenschen, wurde das elternlose Kind, das sie als ihr eigenes ausgab, vor dem Schlimmsten gerettet.

Nach dem Krieg, nachdem Elzbieta eine erfolgreiche Autorin geworden war, wurden ihre Theaterstücke und Musicals mit großem Erfolg auf der Bühne aufgeführt. Einmal, nach der  Aufführung eines ihrer Musicals, das von einer großen Rettungsaktion für jüdische Kinder aus dem Warschauer Ghetto handelt, zeigte sie sich nach dem letzten Vorhang auf der Bühne als "lebendes Beweisstück" für aktive Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe, die sie von fremden Menschen, auch unter Gefahr für deren eigenes Leben, erfahren durfte.

Später heiratete Elzbieta einen polnischen Widerstandskämpfer, den Nichtjuden Jerzy Ficowski, einen bedeutenden Dichter und Denker, mit dem sie ein erfolgreiches Schriftsteller- und Bürgerrechtler-Tandem bildete. Dieser Mann hatte viel erlebt und erlitten und das Trauma der Überlebenden ließ ihn lebenslang nicht los. Das zeigt sich auch in seinem folgenden zu Herzen gehenden Gedicht ohne Titel:

nicht ein Leben zu retten
ist mir gelungen
nicht eine Kugel aufzuhalten
hab ich vermocht
also irre ich auf Friedhöfen umher
die es nicht gibt
suche nach Worten
die es nicht gibt
eile zu Hilfe
ungerufen
eile zu überfälliger Rettung
ich will es schaffen
auch wenn es zu spät ist

Elzbieta Ficowska war bis 2010 Vorsitzende des polnischen Vereins "Kinder des Holocaust".
Einer ihrer Glaubensgrundsätze, die auf ihren eigenen Erfahrungen beruhen, war:
"Geld ist nicht das Wichtige im Leben. Wichtig allein ist die Liebe."
und "Wer ein Leben rettet, der rettet die ganze Welt".
Mit Blick auf ihr eigenes (Über)Leben sagte sie: "Dass ich überlebt habe, das betrachte ich als meinen persönlichen Sieg über Hitler."
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Im Zusammenhang mit dem heutigen 80. Gedenktag an den Aufstand im Warschauer Ghetto habe ich mich mit unserer Polen-Rundreise beschäftigt, die mein Mann und ich 2018 unternommen hatten. Dabei waren wir auch einige Tage in Warschau und haben auch dort viele Sehenswürdigkeiten und Museen besucht, ebenso wie - sehr schweren Herzens - Erinnerungsstätten an die Zeit des deutschen Nationalsozialismus, und hatten Gelegenheit, uns mit einigen Polen auszutauschen über ihr und unser Leben und das unserer Eltern gestern, heute und in der Hoffnung auf morgen. 
Im Anhang sind einige ausgesuchte Fotos zu sehen, die mein Mann während unserer Polenreise in Warschau aufgenommen hat und die zum Thema des heutigen Gedenktages passen.

Adé und Auf Wiedersehen bei nächster Gelegenheit, wenn es wieder heißt "Kunst und Kultur auf einen Klick" und "Lesen, Vorlesen und Zuhören ist schön und interessant!".
Annegret Schildknecht
ehrenamtliche -Vorleserin, -Hospizbegleiterin, -Klinikseelsorgerin, -TelefonPatin, Kunst-undKulturPatin gegen Einsamkeit im Alter

Hinweis:
Das Copyright für die Fotos liegt bei Dr. Manfred Schildknecht.
Alle Beiträge zu meinen digitalen Lese- und Vorlesestunden siehe hier (bitte anklicken)
oder unter:
www.wochenklick.de/vorlesen
www.wochenklick.de/kuk und klick
www.wochenklick.de/kulturpaten

Autor:

Annegret Schildknecht aus Eckental

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