Die Schließung der FW Häuser sorgte für Aufregung
Eckentaler Feuerwehren atmen auf

Feuerwehrhaus Eckenhaid | Foto: Andreas Unbehaun
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Die Sperrung der Multifunktionsräume in allen Eckentaler Feuerwehrhäusern hatte in den vergangenen Wochen für viel Aufregung in der zweitgrößten Gemeinde des Landkreises Erlangen-Höchstadt gesorgt. In der jüngsten Sitzung des Ferienausschusses konnte Bürgermeisterin Ilse Dölle jetzt weitestgehend Entwarnung geben.

Feuerwehrhaus Brand | Foto: Andreas Unbehaun

Was war passiert?

In einem Gutachten, das im Rahmen des Feuerwehrbedarfsplans für den Markt Eckental erstellt wurde, war allen neun Feuerwehrhäusern schwere Mängel beim Brandschutz attestiert worden. Konkret wurde der Zustand der sogenannten ersten Rettungswege kritisiert sowie das Fehlen eines zweiten Rettungsweges bemängelt. Diese Rettungswege sind von Bedeutung, weil sich in allen neun Häusern Multifunktionsbereiche befinden, die als Vereins-, Versammlung- oder auch Schulungsräume dienen. Beim Bau der Eckentaler FW-Häuser wollte man vor Jahrzehnten bereits dem Mangel an Treffpunkt-Möglichkeiten entgegenwirken und hat deshalb diese vielfach nutzbaren Räume geschaffen. Sie erfüllen seither eine wichtige Funktion für die Dorfgemeinschaften in den Ortsteilen, sind mancherorts gar die einigen Versammlungsräume, da Wirtshäuser zum Teil nicht mehr existieren.

Feuerwehrhaus Forth | Foto: Andreas Unbehaun

Sofortige Schließung unumgänglich

Die Experten eines auf Brandschutztechnik spezialisierten Ingenieurbüros betrachteten die Feuerwehrhäuser sämtlich als „Sonderbauten”, vergleichbar mit Gaststätten, Theatern oder Konzertsälen. Für derartige Gebäude schreibt der Gesetzgeber heute zwingend zwei unabhängig voneinander nutzbare Rettungswege vor. Liegt ein Versammlungsraum im Erdgeschoss, reicht dafür meist schon ein großes Fenster oder eine Terrassentür, die entsprechend als Fluchtweg dienen. Befindet sich ein solcher Raum allerdings, wie im Falle von sechs Eckentaler Feuerwehrhäusern, im Obergeschoss, bräuchte es neben der bestehenden Gebäudetreppe eine zweite Fluchttreppe. Das Urteil in dem Gutachten traf den Markt Eckental und die Rathausspitze vollkommen unvorbereitet. Um alle haftungsrechtlichen Risiken auszuschließen, beschloss man deshalb umgehend, diese Räume für die Öffentlichkeit zu sperren, wofür die Bürgermeistern ausdrücklich um Verständnis wirbt: „Wenn ein Gutachten zu solch einem Ergebnis kommt und der Kreisbrandrat Rocca der gleichen Meinung ist, kann man in so einem Fall gar nicht anders reagieren, als mit der sofortigen Schließung der Räume“ erläuterte Ilse Dölle. Auf die Einsatzbereitschaft der Wehren hatte das zwar keinerlei Einfluss, wie Bürgermeisterin Dölle betonte, dennoch sorgte die Schließung für viel Verunsicherung unter den Bürgern.

Fehlerhaftes Gutachten

In einem Gespräch mit Landrat Alexander Tritthart, MdL Walter Nussel, Kreisbrandrat Matthias Rocca und Juristen des Landratsamtes Erlangen-Höchstadt erörterte Ilse Dölle die Situation. Schließlich existieren für alle Feuerwehrhäuser Baugenehmigungen, die zwar bereits vor Jahrzehnten erteilt wurden, jedoch keine weitere Auflagen bezüglich eines zweiten Rettungsweges vorschreiben. Die Juristen fanden schließlich heraus, dass es sich bei den Feuerwehrhäusern rechtlich überhaupt nicht um Sonderbauten (s.o.) handelt, sondern um sogenannte „Regelbauten”. Und dafür sind die Brandschutzbestimmungen in der geforderten Form nicht anzuwenden. Anstelle eines zweiten Rettungsweges reicht die Möglichkeit aus, Personen im Ernstfall mittels „Anleitern” zu retten. Der Bau von zusätzlichen Fluchttreppen ist somit nicht erforderlich. Eine monate- oder gar jahrelange Schließung der Vereinsräume und Investitionen in Millionenhöhe sind dadurch also vom Tisch.

Feuerwehrhaus Eschenau | Foto: Andreas Unbehaun

Bürgermeisterin verspricht: „In sechs Wochen ist der Spuk vorbei”

Nun muss der Markt Eckental nur noch die beanstandeten Mängel bei den bestehenden Fluchtwegen beheben. In Benzendorf ist das bereits erledigt, ebenso ist man in Oberschöllenbach damit fast fertig. In den anderen FW Häusern müssen Markierungen, spezielle Fluchttür-Beschläge, funkvernetzte Brandmelder sowie besondere Schutzausrüstungen der elektrischen Schaltkästen nachgerüstet werden. Die Arbeiten können durch den gemeindeeigenen Bauhof erledigt werden, jedoch sind einige der benötigten Ausstattungen derzeit nicht lieferbar. Die Bürgermeisterin äußerte sich in der Ferienausschuss-Sitzung aber gegenüber dem Gremium zuversichtlich und versprach, dass die Arbeiten bis Mitte Oktober abgeschlossen sein dürften. Anschließend sollen die Multifunktionsräume möglichst schnell wieder zur Nutzung freigegeben werden, sodass den schon bald anstehenden Weihnachtsfeiern nichts mehr im Wege steht.

Eine Übersicht über alle Eckentaler Feuerwehrhäuser sehen Sie in der Galerie.

Autor:

Andreas Unbehaun aus Eckental

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