Aus nach elf Jahren
Dorfladen Eckenhaid muss schließen
In Deutschland kämpfen viele Dorfläden angesichts des schwierigen Marktumfeldes um ihre Existenz. Nun hat es auch den Dorfladen in Eckenhaid „erwischt”. Die Versammlung der insgesamt rund 270 Anteilseigner am 21. März hat der Einstellung des Geschäftsbetriebs zum 19. April zugestimmt. „Wir haben wirklich alles versucht, aber die Rahmenbedingungen für den Betrieb des Dorfladens sind in den letzten drei Jahren immer schwieriger geworden” – eine gehörige Portion Enttäuschung schwingt in den Worten des Geschäftsführers Uli Leisgang mit.
Vielfältige Gründe
Er hatte in der Versammlung die Beweggründe erläutert: „Wir mussten Umsatzrückgänge durch die Schließung der Sparkassenfiliale und durch die hohe Inflation im Zuge des Ukrainekrieges verkraften, seit eineinhalb Jahren haben wir nun mit Unterbrechungen Baustellen vor oder in der Nähe des Dorfladens. Gleichzeitig ist der Mindestlohn seit 2020 um 33 % gestiegen, entsprechend geeignetes Personal zu finden, wird auch immer schwieriger. Am Ende müssen wir aber die Löhne und unsere Lieferanten bezahlen können.”
Schwerer Verlust für den zweitgrößten Ortsteil
Nach fast 11 Jahren ist die Schließung gerade für die Älteren in Eckenhaid ein großer Verlust. Die Vielzahl von Ehrenamtlichen, die sich seit Jahren mit viel Engagement um ihren Dorfladen kümmern, ist ebenfalls sehr betroffen. Auch die Marktgemeinde Eckental, die im Rahmen des Möglichen den Dorfladen immer unterstützt hat, ist enttäuscht, denn nun verliert Eckenhaid einen wesentlichen Teil seines sozialen Mittelpunkts.
Lange Einzelhandels-Ära geht zu Ende
Ab 1964 konnten sich die Eckenhaider Bürger gut bei „Michls Nahkauf” in der Eisenstraße 38 versorgen, bis Hilde und Otto Michl am 1. März 2007 das damals letzte Lebensmittelgeschäft im Ort aus Altersgründen aufgaben.
Im Juli 2007 stimmten Eckentals Bürger in einem Bürgerentscheid mehrheitlich dafür, dass in Eschenau-Nord ein neuer Lebensmittelmarkt genehmigt werden sollte – und zwar mit der Bedingung an den Investor, in Forth mit einem zusätzlichen Lebensmittelmarkt eine Nahversorgung zu bieten. Auch für Eckenhaid, im ehemaligen „Michl’s Nahkauf”, war ein ein zusätzlicher Markt zugesagt, allerdings mit einer klaren zeitlichen Begrenzung.
So wurde der Ende 2007 eröffnete „Nah & Gut”-Markt nach genau fünf Jahren wieder geschlossen, Ende 2014 schloss dann auch das Geschäft in Forth – beide konnten damals nach Angaben des Unternehmens zu keiner Zeit wirtschaftlich betrieben werden. Letztlich hänge der Bestand solcher Einkaufsmöglichkeiten vom Einkaufsverhalten ab, hieß es.
Ambitioniertes Vorhaben mit vielen Unterstützern
Im Juni 2013, nach einem halben Jahr Leerstand, eröffnete der Dorfladen Eckenhaid wieder eine wohnortnahe Versorgung mit Lebensmitteln, Waren für den täglichen Bedarf sowie der Funktion als sozialer Treffpunkt. Das Projekt begann schon lange vorher mit Versammlungen, Vorplanungen und der Gründung der haftungsbeschränkten Unternehmergesellschaft. Eine wichtige Säule für das Etablieren und Funktionieren des Dorfladens war von Anfang an die ehrenamtliche Tätigkeit sowie die Organisationsform mit stillen Teilhabern aus der Eckenhaider Bevölkerung als Dorfladen Eckenhaid UG. Vergangenes Jahr, kurz vor dem 10-jährigen Jubiläum, musste man aus Gründen der Wirtschaftlichkeit die Öffnungszeiten einschränken. In wenigen Wochen schließen sich die Türen endgültig. Jetzt verkauft der Dorfladen noch das Trockensortiment mit 30% Rabatt – solange der Vorrat reicht, längstens aber bis 19. April, dann ist Schluss.
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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