Leserbriefe
Die Entwicklungen in der katholischen Kirche
Mit viel Energie und Leidenschaft habe ich 1989 begonnen Religionspädagogik an der kath. Uni Eichstätt zu studieren. In dieser Zeit hat die Beschäftigung mit Theologie und Pädagogik wesentlich dazu beigetragen, meinen eigenen Glauben weiterzuentwickeln, neue Perspektiven zu bekommen, wie Leben und Glauben zusammengehören. Als ich mich in den Dienst der Kirche stellte, lag mir die Gleichwürdigkeit der Getauften am Herzen und die Verkündigung eines Glaubens, der zum Leben hilft. Im Laufe der folgenden Zeit wurden in dieser Kirche Denk- und Redeverbote ausgesprochen und durchgesetzt. Die Wunden daraus sind noch nicht verheilt, die Kirche hat sich damit vom Leben der Menschen eher entfernt. Erst seit Papst Franziskus weht wieder ein Geist der Freiheit im Denken und Reden und einer Lebendigkeit des Glaubens in unserer Kirche.
Gott sei Dank ist derzeit eine deutliche Wende bei Laien und Kirchenleitung zu spüren, die sich im Synodalen Weg und in der Vorbereitung einer Weltsynode zeigt. Die Texte zur Beteiligung der Frauen an allen Ämtern und Diensten der Kirche, der Teilhabe an Entscheidungsmacht und Gewaltenteilung, die Aktualisierung der Sicht auf Sexualität und Moral, die Reflexion und Öffnung der Zulassungsbedingungen zum Priesteramt, die Veränderung des Arbeitsrechts im Blick auf Loyalitätsobligenheiten in sexueller Orientierung und Beziehungen, die Beteiligung des Kirchenvolks bei Bischofsernennungen, zeigen endlich den notwendigen Paradigmenwechsel in unserer Kirche. Dass es erst den Tsunami der Aufdeckung der Missbrauchsvertuschungen dazu brauchte, ist bedrückend. Nach über 25 Jahren in der Kirche, haupt- und ehrenamtlich arbeitend, habe ich erstmals wieder Hoffnung auf Veränderungen hin zu einem neuen Miteinander als gleichwürdige Glieder einer Kirche, in dem es mehr um Jesus und seine Botschaft als um starre Regelungen geht. Die Äußerungen von Erzbischof Schick lassen aufatmen. Ich wünsche den Bischöfen, die sich Anfang März in 14-Heiligen zur nächsten Vollversammlung treffen, kreative Ruach, Heilige Geistkraft, die den Glauben lebendig ins Heute übersetzt, damit unsere Kirche nicht an den Buchstaben ihrer selbstgemachten Gesetze erstickt, sondern die Freiheit des Geistes Gottes atmet.
Bianka Lebküchler, Eckental
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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