Trinkwasserversorgung im wochenblatt-Land
Aufwändige Pflichtaufgabe
Sauberes Trinkwasser ist für uns so selbstverständlich, dass die meisten Haushalte das Leitungswasser nicht nur zum Trinken und Kochen verwenden (ca. 5%), sondern auch für Körperpflege (46%), Wäschewaschen (15%), Geschirrspülen (8% Putzen und Garten (8%) sowie für die Toilettenspülung (34%). Ein Griff zum Wasserhahn, und es fließt. Es kostet ja auch nur ein paar Zehntel Cent pro Liter oder ein paar Cent pro voller Gießkanne.
Welcher Aufwand im persönlichen Umfeld hinter dieser Selbstverständlichkeit steht, wissen Installateure – und Hausbesitzer, die neu bauen, renovieren oder reparieren: Einige Tausend Euro sind schnell verbaut.Doch schon vor dem Hausanschluss steht eine immense Infrastruktur, damit das kostbare Nass fließt. Diese wurde in den vergangenen rund 100 Jahren aufgebaut, vieles davon unter tatkräftiger Beteiligung der Bürger mit Hacke, Schaufel, Hand- und Spanndiensten. Einrichtungen wie Brunnen, Leitungen, Hochbehälter und „Wasserhäuser“ mit Aufbereitungsanlagen müssen nach einigen Jahrzehnten erneuert, ersetzt oder ergänzt werden.
Kostendeckend kalkulieren mit Gebühren und Beiträgen
Die Kosten hierfür müssen die kommunalen Wasserversorger an die Anschlussnehmer weitergeben. Teilweise geschieht dies über die Verbrauchsgebühren nach Menge, die auch Mieter betreffen. Diese sind im Wesentlichen kostendeckend für den laufenden Betrieb kalkuliert, ohne größere Rücklagen. Investitionen für neue Versorgungseinrichtungen oder Verbesserungen werden zusätzlich aufgebracht und in der Regel auf die Grundeigentümer „umgelegt“ in Form von einmaligen Verbesserungs- und Ergänzungsbeiträgen.
Im Frühjahr erarbeitete Freundeskreis Markt Igensdorf – St. Martin la Plaine anlässlich des Partnerschaftsbesuchs aus Frankreich einen internationalen Vergleich der Trinkwasserversorgung in der fränkischen und der französischen Kommune. Die Ergebnisse sind derzeit in einer Plakatausstellung in der Marktbücherei Igensdorf zu sehen. Aus dem Markt Heroldsberg erreichten die Redaktion Anfragen zur Preisentwicklung bei den Trinkwassergebühren. Ein guter Anlass, die Regelungen in den vier Kommunen im wochenblatt-Land zu vergleichen (mit Brutto-Angaben inklusive 7% Mehrwertsteuer, weil Wasser ein Lebensmittel ist). Dabei betont die geschäftsleitende Beamtin Beate Tichatschek-Kult in Kalchreuth ausdrücklich, dass ein schlichter Preisvergleich der Gebühren pro Kubikmeter bei einem derart komplexen Thema eigentlich nicht aussagefähig sein kann.
Kalchreuth: Eigene Versorgung für rund 1000 Anschlüsse
Die Verbrauchsgebühr in Kalchreuth beträgt 2,03 Euro pro Kubikmeter, dazu kommt eine jährliche Grundgebühr in Höhe von 60 € pro Jahr. Verbesserungs- oder Erneuerungsbeiträge wurden letztmals vor etwa 10 Jahren erhoben. Von 2012 bis 2014 baute die Gemeinde die Wasseraufbereitungsanlage komplett neu und legte 2,1 Millionen Euro auf Grundeigentümer um. Weitere Umlegungen sind derzeit nicht in Sicht.
Für den laufenden Unterhalt des Versorgungsnetzes sind jährlich zwischen 60.000 und 80.000 € im Haushalt angesetzt. Dazu kommen Rohrnetzsanierungen im Zuge ohnehin stattfindender Baumaßnahmen, beispielsweise 200.000 Euro bei der Neugestaltung des Dorfplatzes in diesem Jahr. Neben der Wasseraufbereitungsanlage und dem Rohrnetz verursachen weitere technische Anlagen wie zwei Tiefbrunnen, Hochbehälter und eine Druckerhöhungsstation weitere laufende Kosten. Hinzu kommen etwa 170.000 Euro jährlich für Personal, Wasseruntersuchungen, Ausstattung und Nebenkosten wie Stromverbrauch. Finanziell getragen wird diese Infrastruktur in der kleinsten der vier wochenblatt-Kommunen von rund 1000 Anschlussnehmern. Dafür ist die Gemeinde unabhängig und hat „ihr eigenes Wasser“.
Heroldsberg hat letztmals 2005 Verbesserungsbeiträge erhoben
Im Markt Heroldsberg wurde der Preis für einen Kubikmeter Frischwasser zum 1. Januar 2023 erhöht auf 3,09 Euro. Die jährliche Grundgebühr ist je nach Zählergröße unterschiedlich, für die meisten Haushalte beträgt sie 38,52 Euro.Verbesserungsbeiträge für die Wasserversorgung wurden letztmalig in den Jahren 2004/2005 erhoben, mit einem Volumen von rund 2,8 Mio. Euro. Den Investitionsbedarf im Bereich Wasser in den Jahren 2023 bis 2026 schätzt Kämmerer Markus Kühnlein auf rund 3,6 Mio. Euro. Allerdings unter Vorbehalt, denn die erforderlichen Maßnahmen sind noch nicht alle geplant oder gar beschlossen.
Bei der Neukalkulation der Gebühren für die Jahre 2023 bis 2026 wurden bereits die drastischen Kostensteigerungen für Energie und Bauunterhalt berücksichtigt, was auch ein Grund für die deutliche Gebührenerhöhung war.Der Markt Heroldsberg fördert das Wasser aus vier Brunnen und betreibt ein Wasserwerk mit Aufbereitung und Zwischenspeicher, einen Hochbehälter und einen Wasserturm sowie 95 Kilometer Rohrleitungsnetz mit rund 3.500 Anschlüssen.
Eckental seit 30 Jahren ohne Verbesserungsbeiträge
Der „Zweckverband zur Wasserversorgung der Schwabachgruppe“ mit den Mitgliedern Markt Eckental und Gemeinde Kleinsendelbach betreibt sechs Brunnen, eine Aufbereitungsanlage, zwei Hochbehälter sowie zwei Pumpwerke für hoch gelegene Ortsteile.Hier liegt der Bezugspreis für Wasser aktuell pro Kubikmeter bei 1,80 Euro, festgelegt bis 30. September 2025. Die jährliche Grundgebühr beträgt bei Haushalts-Wasserzählern 42,80 Euro. Bei Neubau, Anbau oder Grundstückserschließung wird ein Herstellungsbeitrag fällig in Höhe von 0,93 Euro pro Quadratmeter Grundstücksfläche sowie 7,12 Euro pro Quadratmeter Geschossfläche.
Seit 30 Jahren wurden in Eckental keine Verbesserungsbeiträge erhoben. Wann in Zukunft welche erhoben werden müssen, ist noch nicht festgelegt und unter anderem abhängig von der künftigen Finanzierungsstruktur. Der Haushalts- und Finanzplan 2023 des Zweckverbandes sieht für das laufende und die nächsten drei Jahre Investitionen in Höhe von 6,183 Millionen Euro vor: 1,16 Millionen in 2023, 1,63 Millionen in 2024, 2,034 Millionen in 2025 und 1,359 Millionen Euro im Haushaltsjahr 2026.
Markt Igensdorf baut einen neuen Brunnen
Im Markt Igensdorf wurde der Bezugspreis Anfang 2021 von 1,05 Euro pro Kubikmeter auf 1,93 Euro erhöht. Die Grundgebühr beträgt jährlich gestaffelt 53,50 Euro (Zähler bis 4 Kubikmeter Dauerdurchfluss) bis zu 74,90 Euro (Zähler über 16 Kubikmeter Dauerdurchfluss). Die Marktgemeinde betreibt zwei Brunnen und baut aktuell einen dritten neu, zum Netz gehören vier Hochbehälter, der Ortsteil Pommer wird extern versorgt.
Im vergangenen Jahr wurden im Markt Igensdorf zur Neuberechnung der Beiträge und Gebühren von einem Fachbüro alle Geschoss- und Grundstücksflächen systematisch erfasst. Die Daten waren auch Grundlage für die im Oktober 2022 erhobenen Verbesserungs- und Ergänzungsbeiträge, unter anderem für die Wasserleitung unter der B2, die Sanierung des Hochbehälters in Letten und den Neubau eines Tiefbrunnens. Dabei wurden 3,3 Millionen Euro für die Wasserversorgung und 693.000 Euro für Kanalisation umgelegt. Eigentümer eines durchschnittlichen Einfamilienhauses mit entsprechendem Grundstück wurden beispielsweise mit etwa 2.000 Euro belastet.
Für die Haushaltsjahre 2023-2026 sind in Summe 3,6 Millionen Euro an Investitionen für die Wasserversorgung eingeplant. Die Marktgemeinde hat ein Strukturkonzept zur Wasserversorgung in Auftrag gegeben. Erst wenn dieses vorliegt, kann der Investitionsbedarf zur weiteren Ertüchtigung der Wasserversorgung abgeschätzt werden. Die Sanierung der Wasserversorgungseinrichtungen wird den Markt Igensdorf noch viele Jahre beschäftigen, so die Aussage aus dem Rathaus.
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.