175 Jahre Liedertafel 1849 Eschenau
Höhepunkt des Jubiläumsjahres

Eines der ersten Chorbilder mit den Frauenstimmen
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175 Jahre Chorgesang feiern – braucht’s das in der heutigen Zeit noch? Die Antwort lautet JA –und am Ende dieses Textes können Sie lesen, wie man angemessen mitfeiern kann.

Wenn ein Chor 175 Jahre alt wird, zeugt dies davon, dass zahlreiche Generationen gute Arbeit geleistet haben. Bereits 1849 hatten sich in Eschenau singfreudige Männer zusammengefunden und waren sich schnell einig: Es braucht einen ordentlichen Männerchor im Ort. Der war von Anfang an recht erfolgreich und erhielt bereits 1960 die Zelterplakette, eine der höchsten Auszeichnungen für langjährige Chöre im Deutschen Sängerbund. Es dauerte nicht lange, bis man merkte, dass ja auch die Damen singen können! Schnell wurde 1961 aus dem ehemaligen Männerchor ein gemischter Chor, der sich erstaunlich rasch weiter verbesserte und neben vielen erfolgreichen Auftritten, Wertungssingen und Konzerten sich stetiger Beliebtheit erfreute.

Jubiläum im Wandel der Jahrzehnte:
So war es vor 50 Jahren

Was hat sich eigentlich geändert seit dem 125-jährigen Jubiläum im Jahr 1974, vor 50 Jahren? Früher war ein Vereinsjubiläum ein Fest für den ganzen Ort und natürlich für die Nachbarvereine. Die jungen Mädchen am Ort fieberten ihrem Auftritt am Kommersabend mit Übergabe einer Fahne oder eines neuen Fahnenbandes entgegen und natürlich dem Festzug, an dem die neuen Kleider gezeigt wurden: Jeder Verein hatte seine eigenen Ehrendamen und flotte junge Fahnenträger, die auch bei den Festivitäten der anderen Vereine mit dabei waren und die Festzüge zu einem eleganten Augenschmaus machten.

Der ganze Ort war festlich herausgeputzt, vor allem entlang der Route des Festzuges, der traditionell am Sonntag des Jubiläumswochenendes stattfand. Am Freitag vorher gab es den klassischen Ehrungsabend mit Grußworten der geladenen Gäste aus Nah und Fern – eben den Festkommers. Da wurden Reden geschwungen, Geschenke überreicht, Fahnenbänder ausgetauscht und nicht zuletzt natürlich die dazu passenden Lieder gesungen: „Heideröslein“, „Wenn ich ein Vöglein wär‘“ oder „Wir haben geackert, wir haben gesät“. Und gesungen hat nicht nur der Jubelchor (der am wenigsten), vielmehr haben die eingeladenen Nachbarchöre und vor allem die Patenchöre ihre Geburtstagsständchen vorgetragen.

Am Samstag gab es dann meist ein Festzelt mit Blas- und Volksmusik und passenden Gesangseinlagen. Nachmittags hatten sich die Gast-Chöre vielleicht zum Leistungssingen angemeldet. Dafür wurde in den Chorstunden viel geprobt, denn die Jury war streng und eine Bewertung der Leistungsstufe A (hohe Anforderungen) war obligatorisch –schließlich durfte man sich anschließend „Leistungschor“ nennen! Natürlich hat die Liedertafel das mehrere Male geschafft und man erinnert sich immer noch gerne an die Aufregung und die anschließenden Feiern, wenn es wieder einmal gelungen war, die Jury zu beeindrucken.

Sonntags fand dann der Höhepunkt des Jubiläums statt: Zuerst Festgottesdienst, anschließend Vorbereitung für den Festzug – und nachmittags wurden endlich im Festzelt die Auszeichnungen für die besten Chöre verliehen. Die Liedertafel war regelmäßig unter ihnen!Allerdings hatte sich die Liedertafel schon für 1974 das „etwas andere Jubiläum“ ausgedacht: Beginnend mit einem Ehrungsabend im Dezember 1973 startete das 125-jährige Jubiläum, und die Festkonzerte sowie ein großer Sängertag fanden in regelmäßigen Abständen vom Frühjahr bis zum Herbst 1974 statt. 

Es war ein umfangreiches Festprogramm – erstmals ohne Festzelt und ohne Festzug, aber trotzdem aufwendig gestaltet und für jeden Geschmack ausgerichtet.

Am Ende eines solchen Jubiläums war die Vorstandschaft erschöpft, aber glücklich, dass alles geordnet verlaufen war und das Wetter mitgespielt hatte; Sängerinnen und Sänger waren enthusiastisch gestimmt, weil singtechnisch alles erfolgreich über die Bühne gegangen war.Und danach wurde der Chorbetrieb wieder in geordneten Bahnen aufgenommen: Das nächste Jubiläum beim Nachbarverein und das eigene Konzert standen an – ja und für Weihnachten musste auch noch geprobt werden!

Klassisches Programm zum 140-Jährigen vor 35 Jahren

Zum 140-jährigen Bestehen 1989 lief das Ganze dann wieder klassisch ab. Es gab einen Festabend mit Ehrungen, natürlich das obligatorische Jubiläumskonzert in der Mehrzweckhalle Eschenau und am Sonntag den Festzug durch Eschenau: die Damen damals in Weiß/Grün gekleidet, die Herren mit schwarzen Hosen und weißen Hemden.

Ein paar Jahre später, im Jahr 1996, ersang sich der Chor den Ehrentitel des Fränkischen Sängerbundes „Meisterchor“, was gebührend gewürdigt und in geselliger Runde gefeiert wurde.Das 150-jährige Jubiläum 1999 war dann eher ein kleineres, internes, denn der Chor hat damals bereits auf einen großen Auftritt in der Dreifachturnhalle in Eschenau geprobt: Die „Carmina Burana“ von Carl Orff wurde zum ersten Mal 2001 gesungen – und weil die Aufführung so ein großer Erfolg war, wiederholte man das Konzert im Jahr 2005.

Jubiläums-Kalender 2024

Und wie läuft das Jubiläum diesmal ab – weitere 25 Jahre später? Man hat lange überlegt, ob und wie die Liedertafel ihr 175-jähriges Bestehen feiern sollte. Ist das überhaupt noch zeitgemäß? Wen interessiert schon ein „alter” Chor?

Herausgekommen ist ein dreigeteiltes Programm über die Jahre 2023 und 2024 verteilt – gar nicht so neu, wenn man 50 Jahre zurückdenkt. Begonnen hat der Chor im November 2023 mit einem bunten Konzert in der Georg Hänfling Halle und mit geladenen Ehrengästen. Die Schirmherrin (auch das hat sich seit 1849 etwas gewandelt) und Erste Bürgermeisterin Ilse Dölle hat dabei mit einem Geburtstagsständchen à la Marilyn Monroe überrascht. Der Präsident des Fränkischen Sängerbundes Prof. Dr. Friedhelm Brusniak hat in seinem Grußwort neben Glückwünschen einen interessanten Rückblick auf die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Deutschland zur Mitte des 19. Jahrhunderts – also zur Geburtsstunde unserer Liedertafel - vermittelt. Der Chor ließ mit seiner Begleitband und den zahlreichen Konzertbesuchern nach einem gelungenen Programm „Brahms meets Bond“ den Auftakt-Abend mit original geschüttelten Martinis, Sekt und Knabbereien ausklingen.

Damit alle Freunde des Vereins und auch solche, die es erst werden wollen, den Chor kennenlernen können, hat sich die Vorstandschaft einen Jubiläumskalender ausgedacht – quasi die moderne Version einer Festschrift. Dieser Kalender wurde an alle Zuhörer gratis verteilt; er enthält für jeden Monat neue Informationen über den Chor und seine Arbeit – heutzutage natürlich über entsprechende QR-Codes.

Paulus-Oratorium mit Chor, Orchester und Solisten

Zum Höhepunkt hat man sich ein ganz neues Projekt überlegt. Unter dem Motto: „Erfahrung trifft Neugier“ musizieren „alte“ Sängerinnen und Sänger zusammen mit jungen Orchestermusikern. Diese Koproduktion findet ihre Kulmination im PAULUS Oratorium von Felix Mendelssohn-Bartholdy, das der gemischte Chor der Liedertafel mit fast 70 Sängerinnen und Sängern, das Orchester der KlangLust Fürth mit 28 Musikerinnen und Musikern sowie vier Solisten unter der Leitung des erprobten Dirigenten Thomas Witschel am Wochenende 22. und 23. Juni 2024 in Weißenohe und in Waldsassen aufführen werden. Der Verein hat für dieses Projekt finanzielle Unterstützung des Freistaates Bayern aus dem Kulturfonds 2024 beantragt – und dankenswerterweise auch erhalten.

Noch gibt es Eintrittskarten zum Vorverkaufspreis von 22,50 Euro im Buch- und Mediencenter Endreß sowie unter Telefon 09126/8950 oder per Mail antickets@liedertafel-eschenau.de

Wenn man dieses große Werk mit hoffentlich zahlreichem Publikum zu Gehör gebracht hat, dann ist nach dem Konzert vor dem Konzert: Nach einer kurzen Verschnaufpause im Sommer beginnen die Proben zum Abschlusskonzert des Jubiläums in 2025. Im Januar will man sich mit einem bunten Melodienstrauß aus den Feier-Reigen verabschieden und erst dann wieder zur „normalen” Probenarbeit zurückkehren.
Aber nur bis zum nächsten Jubiläum, vielleicht im Jahr 2049?Bis dahin sind alle eingeladen, dem Chor der Liedertafel 1849 Eschenau zuzuhören, vielleicht sogar mitzusingen und mitzufeiern! Die Sängerinnen und Sänger würden sich freuen – denn es gilt ja, auch die nächsten Jahrzehnte erfolgreich zu sein, musikalisch weiterhin auf hohem Niveau zu bleiben und mit viel freundschaftlichem Zusammenhalt den Chor in die Zukunft zu führen!

www.liedertafel-eschenau.de

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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