Vogelchor übt wieder
Frühlingsgesang vor der eigenen Haustür live und kostenlos erleben
Dem kühlen Frühling zum Trotz stimmen unsere heimischen Vögel täglich ihr morgendliches Konzert an. Gerade in dieser Jahreszeit melden sich Singvögel lautstark zu Wort, um ihr Revier abzugrenzen und einen Partner anzulocken. Mit unseren Ganzjahresvögeln wie Rotkehlchen, Buchfink und Star singen nun auch vermehrt die zurückgekehrten Zugvögel wie Zilpzalp, Hausrotschwanz und Mönchsgrasmücke um die Wette.
„Wir alle können dem Vogelkonzert täglich live und kostenlos vom Balkon oder Fenster aus lauschen“, sagt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Der LBV gibt Tipps wie die einzelnen Sänger an ihren Melodien und Stimmen zu unterscheiden sind und wann die beste Zeit zum Zuhören ist. Denn nicht alle Vögel singen zur selben Uhrzeit. Sie richten sich nach einem gewissen Zeitplan, auch „Vogeluhr“ genannt, um bei der Vielzahl der Gesänge deutlicher gehört zu werden.
Das rhythmische Tschilpen von Haus- und Feldsperling lässt sich relativ leicht aus den anderen Stimmen heraushören. Aber wie unterscheidet man die beiden Vogelarten am Gesang? Hierfür braucht es Übung, denn das „Tschip“ und „Tschep“ von Haus- und Feldsperling ähnelt sich stark. Leichter ist dagegen das „di da, di da“ oder „zizibäh“ der Kohlmeise zu vernehmen. Ebenso macht es uns der Zilpzalp einfach, wenn er unermüdlich seinen eigenen Namen wiederholt.
„Manche Vogelgesänge ähneln aus dem Alltag bekannten Geräuschen. So erinnert der Gesang des Hausrotschwanzes zum Beispiel an knirschende Steine, das hohe, klirrende Lied des Girlitzes an einen Schlüsselbund oder eine rostige Fahrradkette“, erklärt die LBV-Ornithologin. Melodiös und abwechslungsreich erklingen die Lieder von Amsel und Rotkehlchen. Während die Amsel wohlklingende Flötenmotive vorträgt, ertönt der Gesang des Rotkehlchens silberhell, perlend und melancholisch. Den wohl variantenreichsten Gesang hat der Star. Er imitiert oft andere Vogelstimmen und macht so seinem Namen alle Ehre.
Wer eine Grünfläche, einen naturnahen Garten oder ein Waldstück in der Nähe hat, kann mit etwas Glück auch einen Grünspecht oder Zaunkönig vom Fenster oder Balkon aus hören. Der Grünspecht gehört zwar nicht zu den Singvögeln, doch auch er steckt sein Revier akustisch ab. Wenn man das laut schallende „Gelächter“, ein auffallendes
„kjückjückjück“, einmal als den Ruf des Grünspechts erkannt hat, wird man diesen auch
bei Spaziergängen immer wieder entdecken. Der Zaunkönig ist ein wahres Stimmwunder. Wenn unser zweitkleinster heimischer Vogel zum Singen ansetzt, vibriert sein ganzer Körper und sein kurzer Schwanz wippt mit jedem rhythmischen Triller mit.
„Im Verhältnis zu seiner Körpergröße hat er die lauteste Stimme unter den Singvögeln: mit bis zu 90 Dezibel singt er so laut wie ein ganzes Kammerkonzert und ist fast 500 Meter weit zu hören“, erzählt Angelika Nelson. Um sich die Melodie des Zaunkönigs einzuprägen, hilft der Merkspruch „Ich, ich, ich bin drrrrr König, bin ich, ich zizizi bin, bin drrrr König, bin ich, ich“.
Die Uhr nach den Vögeln stellen
Vögel brauchen morgens keinen Wecker. Ihre innere Uhr orientiert sich hauptsächlich an der Helligkeit ihrer Umgebung in Bezug auf den Sonnenaufgang. „Zusätzlich haben auch die Temperatur und die Stimmen anderer Vögel Einfluss auf das zeitliche Einstimmen in den Chor“, weiß die LBV-Vogelexpertin. Diese Wecksignale sind aber nicht für jede Vogelart gleich, und so beginnen die Vögel zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit ihrem morgendlichen Gesang. „Wie bei uns Menschen gibt es Frühaufsteher und Langschläfer“, meint die Ornithologin. Zu den Frühaufstehern gehören vor allem Hausrotschwanz und Feldlerche, die schon 80 Minuten vor Sonnenaufgang singend den Tag begrüßen. Das Rotkehlchen stimmt dann ungefähr 20 Minuten, Amsel und Ringeltaube 30 Minuten später in das Morgenkonzert mit ein. „Und so erwachen im 5-10 Minutentakt alle Arten bis hin zu den Langschläfern. Denn Stieglitz, Star und Grünfink beginnen erst 10 bis 15 Minuten vor Sonnenaufgang zu singen“, erklärt Angelika Nelson. „Den besonders frühen Vogelarten lauscht man am besten noch vom Bett aus durchs offene Schlafzimmerfenster“, fügt die LBV-Vogelexpertin hinzu. Und wer in den Morgenstunden noch gar keine Lust auf musikalische Unterhaltung hat, für den wiederholen zumindest einige Vogelarten das Konzert zu Sonnenuntergang. Am Abend singen Rotkehlchen und Singdrossel am längsten. Die Nachtigall lässt sogar in der Nacht ihre wunderbare Melodie hören.
Zwei Mitmach-Aktionen im Mai
DAWN CHORUS: weltweit Vogelstimmen sammeln
Das BIOTOPIA – Naturkundemuseum Bayern und die Stiftung Kunst und Natur rufen Menschen auf der ganzen Welt dazu auf, vom 1. bis 31. Mai mit der kostenlosen App DAWN CHORUS den morgendlichen Vogelgesang vor ihrer Haustür aufzunehmen. Das Citizen Science and Arts Projekt DAWN CHORUS soll regionale Unterschiede des Morgenkonzertes dokumentieren und einen wichtigen Beitrag für die Biodiversitätsforschung leisten. Bereits im Mai 2020, während des ersten Corona-Lockdowns, wurden mehr als 4.000 Vogelstimmen aus über 50 Ländern über das Portal www.dawn-chorus.org hochgeladen.
Stunde der Gartenvögel 2021
Alle Interessierten, die bereits jetzt dem Konzert unserer Gartenvögel lauschen, können am verlängerten Himmelfahrts-Wochenende vom 13. bis 16. Mai ihr Wissen anwenden und beobachtete Vögel im Garten, Park oder am Balkon dem LBV melden. Von einem ruhigen Plätzchen aus wird von jeder Vogelart die höchste Anzahl notiert, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig zu sehen war. Ein kostenloser Online-Kurs inklusive Stimmen der 15 häufigsten Gartenvögeln sowie alle Informationen zur Mitmachaktion „Stunde der Gartenvögel“ finden sich unter www.stunde-der-gartenvoegel.lbv.de.
Zu Fragen rund um weitere Themen, die Vögel, Wildtiere und Garten betreffen, bietet der bayerische Naturschutzverband ab sofort kostenlose Beratung am LBV-Naturtelefon an unter 09174/4775-5000.
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.