Geheimnisse der Eckentaler Wanderwege
Das Schwimmbad in Unterschöllenbach

Der Weiher sollte ursprünglich als Fischweiher dienen, wurde dann aber als öffentlicher Badeweiher umgestaltet. Nach einem tödlichen Badeunfall 1955 musste das kleine Schwimmbad schließen. | Foto: Repro: Peter Bajus
  • Der Weiher sollte ursprünglich als Fischweiher dienen, wurde dann aber als öffentlicher Badeweiher umgestaltet. Nach einem tödlichen Badeunfall 1955 musste das kleine Schwimmbad schließen.
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Wer mit offenen Augen die Eckentaler Wanderwege erwandert, wird herrliche Aussichten finden, aber auch viele „unscheinbare Dinge“, an denen man eher achtlos vorbeiläuft. In einer losen Serie stellt Peter Bajus einige dieser Orte vor und erzählt von deren Geheimnissen.

Das Schwimmbad

Der Besitzer des ehemaligen Gasthauses Fink (1909 bis 1976), Johann Fink, in Unterschöllenbach, Haus Nr. 1 (heute Unterschöllenbacher Hauptstraße Nr. 1) hatte sich 1934, hinter seinem Biergarten zwischen dem kleinen Geroldsbach (Zusammenfluss von Kübelsbach und Altbach) und dem nahen Brander Wald, im Rahmen der Kübelsbachregulierung einen ca. 20 x 50 Meter großen Weiher ausheben lassen.

Ursprünglich sollte er als Fischweiher genutzt werden, wurde aber von der Familie Fink bald danach als öffentlicher Badeweiher umgestaltet. An dessen nördlichem Ende errichtete man eine kleine Baracke als Umkleide und davor einen 3 Meter-Sprungturm. Etwa in der Mitte des Weihers war eine kleine Treppe, über die man in das Wasser einsteigen konnte.

Der Badeweiher war ein Naturbad ohne befestigten Grund und verlief abfallend von Süd nach Nord, also in Richtung der Umkleidebaracke, Bis etwa zur Einsteigetreppe war der Weiher, von Süden kommend, relativ flach – also für Nichtschwimmer geeignet – wurde aber nach der Treppe schnell tiefer, sodass dort nur noch Erwachsene stehen konnten. Gespeist wurde der Weiher von dem kleinen Geroldsbach.

Von der alten Ortsverbindungsstraße Brand – Unterschöllenbach war er ca. 60 Meter entfernt und von dort auch zu erreichen. Der kleine Badeweiher war die einzige Badegelegenheit weit und breit und bei der Jugend aus den umliegenden Ortschaften sehr beliebt.

Ein Badeunglück

Es war kein besonders schöner Sommertag am 29. Juni 1955 in Unterschöllenbach. Es war wolkig mit vereinzeltem Sonnenschein und hatte am frühen Nachmittag nur 17 °C. Gegen Mittag hatte es sogar etwas geregnet.

Das kleine Schwimmbad war an diesem Tag nur mäßig besucht. Am frühen Nachmittag, nach Schulschluss, kamen noch ein paar Schüler zum Baden oder nur um sich dort mit anderen Schülern zu treffen.

Trotz der nicht sehr warmen Temperatur an diesem Tag, schwammen einige Jugendliche im Wasser. Plötzlich, es war gegen 14:30, entstand Tumult am Rand des Weihers. Ein Mädchen schrie ganz laut: „wo ist denn die Ute, sie ist dort in der Mitte im Wasser gewesen, jetzt sehe ich sie nicht mehr“. Sofort sprang ein erwachsener Badegast ins Wasser und suchte in der Mitte des Weihers nach Ute – eine 10-jährige Schülerin aus einem Nachbardorf. Er fand das Mädchen relativ schnell, das im tieferen Teil des Weihers untergegangen war, und zog das Kind sofort an den Rand. Einige Erwachsene legten es auf die Wiese. Es war leblos und schien nicht mehr zu atmen. Einige schrien laut: „Ein Arzt, zu Hilfe ein Arzt“.

Ein großer Junge – er war aktives Mitglied im Jugend-Rot Kreuz in Erlangen – versuchte sofort das Kind wieder zu beleben. Nach endlos langen Minuten gab er auf, die Schülerin kam nicht mehr zu sich, sie war ertrunken. Sie musste schon zu lange im Wasser gelegen haben. Das Mädchen war Nichtschwimmerin und ging wohl von der seichten Seite des Wassers zur Mitte, wo es tiefer wurde und muss dort im Wasser versunken sein, ohne dass es jemand von außen bemerkte. Der inzwischen herbeigerufene Arzt aus Eschenau konnte auch nur noch den Tod des Mädchens feststellen. Zwei Polizisten der Polizeiwache Eschenau, die ebenfalls am Unglücksort eintrafen, nahmen das schreckliche Badeunglück zu Protokoll.

Das Schwimmbad wird geschlossen

Wegen erheblicher Sicherheits-, Hygiene und Aufsichtsmängel musste das kleine Bad kurze Zeit später auf Anordnung des Landratsamtes Erlangen geschlossen werden.

Nach Schließung des Bades diente der Weiher als Karpfenweiher für die Gastwirtschaft, bis das Gelände 1976 verkauft wurde. Mit der Aufgabe des Gastbetriebs 1976 wurden der Gasthof und die dazu gehörigen Ländereien verkauft.

Heute ist der ehemalige Gasthof ein Wohnhaus und der ehemalige Badeweiher ein privater Karpfenweiher und auch nicht mehr zugänglich.

Wegbeschreibung

Wer den ehemaligen kleinen Badeweiher sehen möchte, kann ihn mühelos mit dem Eckentaler Rundwanderweg Nr. 1 erreichen, indem man den Markierungszeichen des Eckentaler Rundwanderweges Nr. 1 ab dem Feuerwehrhaus der Oberschöllenbacher Feuerwehr in Richtung Brand und kurz vor dem Ortsende links durch den Wald in Richtung Unterschöllenbach folgt, vorbei an der Eckentaler Wasseraufbereitungsanlage. Am Waldende sieht man den Weiher auf der rechten Seite.

Möchte jemand den ganzen Eckentaler Rundwanderweg Nr. 1 wandern, findet er den Verlauf in der Wanderkarte des Marktes Eckental, die man an der Rathauspforte kostenlos erhält.

Quelle: Peter Bajus, „Brand – Ober- und Unterschöllenbach, Entwicklung zweier Dörfer im Schwabachgrund im Wandel der Jahrhunderte“

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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