Geschichte auf zwei Rädern
Liebhaber der legendären Motorradmarke TRIUMPH pilgerten nach Kalchreuth

Karlheinz Jäger in seiner Jubiläumsausstellung | Foto: Georg Heck
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Nahezu 35 Liebhaberinnen und Liebhaber der legendären Motorradmarke TRIUMPH pilgerten neulich auf Einladung von Karlheinz Jäger mit ihren auf Hochglanz polierten Zweitaktern im Schongang durch Kalchreuths Straßen. Im Mittelpunkt des Interesses stand die große Oldtimer-Sammlung des Gastgebers, die ihren Ursprung vor 40 Jahren hatte.

Prominentester Gast war der 84-jährige ehemalige Motorradsportler Gustav Franke aus Stadeln. Er war in den 1960er Jahren der beste Trial-Fahrer in Deutschland, 1965 und 1966 Weltmeister FIM World Trials Champion, 1967 und 1968 Vizeweltmeister sowie insgesamt neunmal Deutscher Meister. Viel Fachwissen brachte der 80-jährige Günther Kofler aus Uttenreuth mit.

Das Kürzel TWN lässt die Herzen höher schlagen

Spürbar war die Wertschätzung der Oldtimer-Fans für die Verdienste und das Fachwissen von Karlheinz Jäger rund um die TWN-Motorräder. Die robusten Maschinen wurden ab 1903 an der Fürther Straße in Nürnberg hergestellt. Mit kriegsbedingten Pausen lief die Motorradproduktion, bis Max Grundig 1956 das Unternehmen übernahm und auf die Herstellung von Büromaschinen reduzierte.

Der heute als Verkaufsleiter tätige gelernte Kfz-Fachmann Karlheinz Jäger war selbst von 1977 bis 1982 als Motorradsportler aktiv und erfolgreich als zweimaliger Nordbayerischer Trial-Meister. Von den Maschinen der Nürnberger „Zweiradschmiede an der Fürther Straße“ ist der 58-jährige seit jeher fasziniert.

40-jähriges Jubiläum der Privatsammlung

Schon 1981 hat er eine Triumph BDG („Block Doppelkolben Gabelpleuel“) 250 SL mit Baujahr 1955 erworben. Dieser Typ war nach dem Krieg gemeinsam mit dem Vorgängermodell BDG 250 H das typische, meistverkaufte Motorrad der Triumph Werke Nürnberg AG. Mittlerweile gehören 23 museale Fahrzeuge, darunter auch ein Hochrad-Nachbau, ein Fahrrad Baujahr 1935 mit Rahmenhöhe 60 und ein VW-Bus T2a Baujahr 1970 zur Sammlung. Natürlich sind die 20 „alten“ Motorräder die Hauptattraktion: 18 Triumph- und zwei Zündapp-Maschinen. Ältestes Motorrad ist eine Triumph Knirps mit Baujahr 1919, 267ccm und 2,5 PS. Die Ur-Maschine in der Jäger-Sammlung ist als einziges Motorrad noch bis 16. Januar 2022 in der Bayerischen Landesausstellung 2021 „Götterdämmerung II – Die letzten Monarchen“ im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg zu sehen.

Das jüngste Sammlungsexemplar ist die „Tessy Super“ mit Baujahr 1957, ein sehr seltener Motorroller mit 142 ccm Hubraum, 8,4 PS und einem damals hoch innovativen elektrischen Anlasser. Sie ist mit einer Höchstgeschwindigkeit von 92 km/Stunde auch noch für den heutigen Straßenverkehr geeignet. Von den Triumph BDG 250 Maschinen stehen gleich fünf mit Baujahren von 1949 bis 1955 in der Sammlung. Daneben sind Motorräder der Typen K3, Mofa, B 350, Cornet, sogar ein Prototyp, Boss und Contessa zu sehen.

Gefragte Fachkompetenz

Auch Annette Jäger hat eine starke Motorrad-Affinität und fährt ihr Lieblings Triumph-Modell BDG 250H mit Baujahr 1953 in rot mit Duplex-Bremse. Als der Platz knapp wurde, haben die beiden in der Nachbarschaft im antiken Erasmus-Haus der ehemaligen Dorfschullehrerin eine würdige Heimat für die Privatsammlung gefunden. Seinerzeit hat der Erwerb des Häuschens und des dazugehörigen Gartens großes Kopfzerbrechen bereitet, es war aber eine einmalige Gelegenheit und heute sind sie sehr froh darüber. Mittlerweile hat Karlheinz Jäger in seiner Werkstatt-Garage mehr als 30 Triumph-Motorräder selbst sorgfältig restauriert und fahrbereit gemacht. Deshalb gilt er landesweit als Spezialist, dessen Expertise oft gefragt ist. Seit 1993 ist er Mitglied in der TWN-Triumph-Zweirad IG und Ansprechpartner für die Region Nordbayern.

Außerdem ist er seit 1998 beim VFV (Veteranenfahrzeugverband) Markenreferent für TWN. Über die Jahre hat Jäger viel Berichte und Artikel verfasst. In der Fachzeitschrift „Oldtimer Praxis“ erschien seine Beurteilung über die Doppelkolbenmotoren der BDG 250 und mit dem „Oldtimer Markt“ zusammen hat er die RR750 und STM500 vorgestellt. Außerdem war er Lektor im Fachbuch „Triumph Motorräder“ von Thomas Reinwald. Überdies nennt der Fachmann eine standesgemäß umfangreiche Literatursammlung über die Motorräder und Geschichte der Triumph Werke Nürnberg AG sein eigen. Karlheinz Jägers Highlight als Experte war 2019 die leitende Mitwirkung (mit Idee, Konzept und Layout) bei der zweimonatigen Sonderausstellung „100 Jahre Triumph Knirps und Ardie Minimax“ im Nürnberger Museum Industriekultur samt zugehörigem Jubiläumsmagazin.

Oldtimer-Stammtisch hofft wieder auf regelmäßige Treffen

Die Kalchreuther Oldtimer-Koryphäe ist auch Mitglied beim etwa 40 Mitglieder starken Eckentaler Oldtimer-Stammtisch. Vor Corona war der Stammtisch zweimal im Jahr bei den Jägers in Kalchreuth zu Gast. Erfahrungsaustausch, Geselligkeit und gemeinsame Ausfahrten sind die Ideale der Motorradfreunde. Normalerweise treffen sich die Mitglieder zum achsimpeln an jedem ersten Donnerstag im Monat im Gasthof Wiethaler in Neunhof bei Lauf, zu dem auch alle interessierten Oldtimer-Freunde herzlich eingeladen sind.

Georg Heck

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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