Tongrube am Mistelberg
Rat beschließt Sondergebiet
Einstimmig stimmte der Gemeinderat in der Februar-Sitzung einem Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan "Alte Tongrube am Mistelberg" zwischen Kalchreuth und Heroldsberg zu. Ziel und Zweck der Planung ist die Ausweisung eines Sondergebietes für ein Geologie- und Naturinformations-Zentrum, Flächen für Naherholung sowie Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft – so steht es in der Beschluss-Vorlage. Da sich das Areal der Tongrube etwa zur Hälfte auch auf die Heroldsberger Gemarkung erstreckt, hat der Marktgemeinderat von Heroldsberg bereits vor einigen Tagen einen gleichlautenden Beschluss gefasst.
Bereits im Jahr 2016 hat der Gemeinderat in Kalchreuth einen Bebauungsplan mit Grünordnungsplan als Satzung beschlossen. Dieser wurde jedoch vom Eigentümer der Tongrube angefochten und mit Urteil des Verwaltungsgerichtshofes München im Juli 2020 für unwirksam erklärt. Daher unternimmt jetzt die Gemeinde einen neuen Anlauf mit einem Bebauungsplan, der aus dem gültigen Flächennutzungsplan entwickelt ist.
Im Gerichtsverfahren wurde deutlich, dass die beiden Gemeinden die Stellung des Eigentümers stärker zu berücksichtigen haben. Ein Fachanwalt hat den erneuten Aufstellungsbeschluss empfohlen, um die Rechtsposition gegenüber dem Eigentümer zu stärken. Wie Bürgermeister Herbert Saft in der Sitzung berichtete, hat er zusammen mit Bürgermeister Jan König aus Heroldsberg bereits ein Gespräch mit dem jetzigen Eigentümer geführt, allerdings ohne erkennbare Annäherung der jeweiligen Interessen. Zurzeit ruhen die Gespräche. "Wir wissen auch nicht, was der Eigentümer mit dem Gelände, etwa zwei bis drei Hektar groß, vorhat."
Die Geschichte der Tongrube reicht bis in die 1980er Jahre zurück. 1986 wurde eine Straße zum Mistelberg für den Schwerlastverkehr gebaut und etwa 1987 wurde mit dem Ton-Abbau für die damalige Ziegelei in Spardorf begonnen. 1988 sollte sogar ein neues Ziegelwerk neben der Grube gebaut werden. Dagegen bildete sich eine Bürgerinitiative "Für den Erhalt des Naherholungsraumes Reichswald" und 1991 lehnte der Gemeinderat Kalchreuth den Bauplan mit großer Mehrheit ab. Im Jahr 1993 aufkommende Pläne für eine Reststoff-Ausfalldeponie erübrigten sich zwei Jahre später wieder.
Im Jahr 2008 wurde der Ton-Abbau endgültig eingestellt und für die vorgeschriebene Rekultivierung der Tongrube wurde von der Nürnberger Entsorgungsfirma Durmin eine Verfüllung mit Bauschutt und ähnlichen Material geplant. Diese Pläne scheiterten nach Klagen beider Gemeinden, da Gutachten eine Gefährdung des Trinkwassers nicht ausschließen konnten.
Pläne für einen 18-Loch Golfplatz mit Clubheim lehnte der Gemeinderat Kalchreuth im Jahr 2005 mehrheitlich ab. Ausschlaggebend war insbesondere eine Befragung betroffener Landwirte, deren Grundstücke dazu noch erforderlich gewesen wären. Vorerst bleibt der Mistelberg als Biotop mit zwei Seen und Wasservögeln weiterhin ein beliebter Ort für Spaziergänger und Wanderer.
Ernst Bayerlein
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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