Unmut über Bankschließung in Kalchreuth
Ende einer Ära
Verwundert und überrascht waren die Gemeinderäte und auch Bürgermeister Herbert Saft als am Ende der kürzlich stattgefundenen Gemeinderatssitzung noch die Sprache auf die Schließung der örtlichen Raiffeisenbank zum 31. März 2020 kam. Otto Klaussner meinte dass hier die Gemeinde „schon etwas unternehmen sollte“. Wie Bürgermeister Herbert Saft mitteilte, bemühe er sich um ein zeitnahes Gespräch in Erlangen mit dem Vorstand der VR-Bank Erlangen-Erlangen-Höchstadt-Herzogenaurach. Ein Geldautomat sowie ein Kontoauszugsdrucker sollten in Kalchreuth auf jeden Fall weiter zur Verfügung stehen. In einem offiziellen Brief der VR-Bank vom Januar werden das veränderte Kundenverhalten und eine geringe Besucherfrequenz als Gründe für die Schließung genannt. Nach Angaben der VR-Bank werden aktuell bis zu 50 Prozent der Bankgeschäfte Online getätigt. „Das ihnen vertraute Mitarbeiterteam wird ab 1. April in unserem modernen Beratungszentrum in Neunkirchen am Brand anzutreffen sein“ – heißt es weiter im Schreiben.
Schrittweise reduziert
Schon vor längerer Zeit wurden die Öffnungszeiten der Bank auf einen Vormittag und einen Nachmittag in der Woche reduziert. Am Dienstagvormittag herrschte oft großer Andrang in der Bank, neben der Erledigung der Bankgeschäfte mussten die beiden Mitarbeiterinnen immer wieder die bevorstehende Schließung erklären.„Wie sollen wir nach Neunkirchen kommen?“ – war die oft gestellte Frage meist von älteren Kunden. Nach Neunkirchen sind es mit dem Auto etwa neun Kilometer, mit dem Zug und dem Bus braucht man 23 Minuten für eine Fahrt. Hinzu kommen die entsprechenden Kosten (Bahnfahrt einfach 2,46 Euro). „Sehen so die Vorzüge die genossenschaftliche Beratungsqualität und die umfassenden Serviceleistungen aus?“ – fragte eine Frau. Angeboten wird künftig noch mehr persönliche Beratung im Servicezentrum in Neunkirchen oder telefonisch im KundenDialogCenter, Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr. Außerdem können vier kostenlose Geldabhebungen im Monat bei einer Zweigstelle der Vereinigten Raiffeisenbanken in Heroldsberg oder Eckental erfolgen und die Kontoauszüge ausgedruckt werden.
Außerdem gibt es die Möglichkeit einer „geschützen Überweisung“, die Einzelheiten sollten mit dem Kundenberater besprochen werden.
Einen Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker wird es in Kalchreuth nach Auskunft der VR-Bank nicht geben. Es gibt keinen geeigneten Standort, die Investitionskosten sind sehr hoch, hinzukommen Sicherheitsprobleme, die Geldbestückung und die laufende Wartung.
Eine über 130-jährige Geschichte geht zu Ende
Die Raiffeisenbank Kalchreuth wurde am 3. Dezember 1889 gegründet, zum Vorsitzenden des Vorstandes wurde der damalige Pfarrer Ernst Hopp bestellt. Im Dezember 1990 wurde das 100-jährige Bestehen gefeiert und 1972 ein neues modernes Bankgebäude in der heutigen Heroldsberger Straße eingeweiht. In einer Versammlung im Jahre 2001 entschieden sich 119 Mitglieder der Raiffeisenbank eG für eine Fusion mit der damaligen Raiffeisen-Volksbank Erlangen-Höchstadt. Damit waren die Bankteilhaber der vorangegangenen Argumentation des damaligen Bürgermeisters Erwin Nützel gefolgt. Er sah für die kleine örtliche Bank nur in einem regionalen Zusammenschluss eine Zukunftsperspektive angesichts verschärfter Bankrichtlinien, veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und im zunehmenden Wettbewerb. Im Vorfeld gab es auch Überlegungen sich der Raiffeisenbank Eschenau, heute Vereinigte Raiffeisenbanken Gräfenberg-Forchheim-Eschenau-Heroldsberg eG anzuschließen. 2001 zählte die Raiffeisenbank Kalchreuth eG 513 genossenschaftliche Mitglieder, die Bilanzsumme lag bei 46 Millionen Deutsche Mark, heute sind es 788 Mitglieder.
Ernst Bayerlein
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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