Gedenken an Unglück in Oberrüsselbach
Vor 60 Jahren starben bei einem Flugzeugabsturz 52 Menschen

Dieses Bild unbekannter Herkunft dürfte die Absturzstelle auf den Äckern zwischen Oberrüsselbach und Dorfhaus zeigen. Ein Tragflächenteil wurde zwei Kilometer entfernt in Oberwindsberg und ein Motor einen Kilometer entfernt im Wald gefunden. | Foto: privat
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Vor zehn Jahren erzählte der 2014 verstorbene Landwirt Georg Läufer der wochenblatt-Redaktion die Geschichte vom 28. März 1961 – dem Tag, an dem oberhalb von Oberrüsselbach das schwerste Flugzeugunglück der ganzen Region die Menschen aufrüttelte.

Kurz nach 20 Uhr saß er mit Frau Tina und Tochter Gertrud beim Abendessen auf seinem Hof in Oberrüsselbach, als er einen lauten Knall hörte. „Die Erinnerungen an den Krieg saßen damals noch tief und so war mein erster Gedanke, dass ein Panzer, ein ,Tiger’, geschossen hätte“, schilderte er im Rückblick. Schnell sei er in sein Auto gesprungen und „über’n Berg gefahren“, um nachzusehen, was los sei. „Es hat geblitzt und gekracht“, erinnerte er sich. Ein weiterer Knall war zu hören, als er sich einem Acker näherte. 100 Meter vor ihm lag ein von kleinen flackernden Brandherden erhellter Trümmerhaufen, ein Flugzeugmotor hatte sich tief in die Erde gebohrt. Er gehörte zu einer Iljuschin Il-18 der tschechoslowakischen CSA, die eine halbe Stunde zuvor mit 44 Passagieren und acht Crewmitgliedern in Prag gestartet war. „Die Maschine ist damals jede Woche über uns drübergeflogen – am Dienstag in die eine Richtung, am Freitag in die andere“, erzählte der 87-Jährige. An diesem Dienstag war sie zwischen Oberrüsselbach und Dorfhaus abgestürzt.

Noch kurz zuvor soll der Pilot an die Kontrollstelle Eger gesendet haben: „Position Bayreuth, alles normal“. Vorsichtig näherte sich Georg Läufer damals dem Wrack, „aber es hat geknistert und gespratzelt. Außerdem gab es immer wieder kleine Explosionen und neue Brandherde flackerten auf“, erinnerte er sich. Es war mitten im Kalten Krieg und er war sich nicht sicher, was in diesem Flugzeug transportiert worden war. „Es hätten ja auch Granaten oder Bomben sein können. Ich hatte ziemlich Angst“, beschrieb er die unheimliche Situation.

Auf einmal hörte er Geräusche, ein US-Helikopter landete, zwei Amerikaner stiegen aus, sprachen ihn auf englisch an. „Ich habe kein Wort verstanden, da hat dann der eine auf das Wrack gedeutet, ,russisch’ gesagt und abgewunken“, berichtete er. „Dann sind sie wieder eingestiegen und abgeflogen.“ Immer mehr Schaulustige trafen in den nächsten Stunden ein, die Rettungskräfte brauchten länger, erst gegen 23 Uhr begannen sie an dem mittlerweile komplett in Flammen stehenden Wrack mit ihrer Arbeit. Am nächsten Tag wurde das Gelände abgesperrt. Ein regelrechter Sensationstourismus sei in den folgenden Tagen losgegangen, erinnerte sich Georg Läufer.

„Die Leute kamen von überall her. Die Stöckelschuhe der Damen verschwanden im Matsch, damals war ja hier nichts asphaltiert, und auf Strümpfen liefen sie dann zum Acker, um die Absturzstelle zu sehen“, erzählt er. Abends trafen sich die Oberrüsselbacher im Gasthaus „Zum Koppenwirt“, wo die wildesten Gerüchte über die Unglücksursache die Runde machten.

„Mittendrin saßen immer zwei Kriminaler. Die dachten wohl, wir wüssten was“. Im Ort war man vor allem auf die Informationen von Georg Läufer senior, dem Vater von Georg Läufer, angewiesen, der die Helfer mit selbstgebranntem Schnaps versorgte und daher hinter die Absperrung durfte. Die Behörden gaben keine Informationen an die Bevölkerung weiter. Diplomatische Beziehungen zwischen Ost und West waren kaum vorhanden, so dass die Aufklärungsarbeit sich schwierig gestaltete.

„Eine Woche lang wurde die Maschine komplett zerlegt und die Einzelteile weggefahren, angeblich zur Untersuchung nach Hannover“, erinnerte sich Georg Läufer. Die Ursache für diesen Unfall, der zu den schwersten in Nordbayern gehört, konnte nie geklärt werden.

Bürgermeister legten Blumen nieder

Heute erinnert eine kleine Gedenktafel, von dem Oberrüsselbacher Wilhelm Schäfer in der Nähe angebracht, an den Absturz. Am Sonntag, 28. März und damit genau 60 Jahre nach dem Unglück, fanden sich die drei Igensdorfer Bürgermeister Edmund Ulm, Stefan Gebhardt und Hans Jürgen Röhrer, Bürgermeister Rudi Braun aus Weißenohe und ein Zeitzeuge aus Weißenohe an der Gedenktafel ein.
Edmund Ulm erinnerte daran, dass der Flug über Zürich bis nach Mali geplant war und 38 Männer, 10 Frauen und vier Kinder in den Tod stürzten. Unabhängig von allen Spekulationen wolle man kurz innehalten und der 52 Opfer gedenken.

Igensdorfs Bürgermeister Edmund Ulm bei der Gedenkminute anlässlich des 60. Jahrestages des Flugzeugunglücks. | Foto: Hela Ziefer
  • Igensdorfs Bürgermeister Edmund Ulm bei der Gedenkminute anlässlich des 60. Jahrestages des Flugzeugunglücks.
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Dieses Bild unbekannter Herkunft dürfte die Absturzstelle auf den Äckern zwischen Oberrüsselbach und Dorfhaus zeigen. Ein Tragflächenteil wurde zwei Kilometer entfernt in Oberwindsberg und ein Motor einen Kilometer entfernt im Wald gefunden. | Foto: privat
Igensdorfs Bürgermeister Edmund Ulm bei der Gedenkminute anlässlich des 60. Jahrestages des Flugzeugunglücks. | Foto: Hela Ziefer
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wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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