Neue Periode im Bürgermeisteramt
Johannes Schalwig verabschiedet sich in den Ruhestand

Ein besonderer Moment: Aus den Händen von Architektin Marisa Conn empfing Johannes Schalwig am 24. März 2017 den symbolischen Goldenen Schlüssel für das beispielhaft sanierte Weiße Schloss. | Foto: Privat
  • Ein besonderer Moment: Aus den Händen von Architektin Marisa Conn empfing Johannes Schalwig am 24. März 2017 den symbolischen Goldenen Schlüssel für das beispielhaft sanierte Weiße Schloss.
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Am Freitag, 1. Mai, beginnt nach dem Kommunalwahlrecht in Bayern die Wahlperiode der Amtsträger und Gremien, die Mitte März (bei Stichwahlen für das Bürgermeisteramt Ende März) für sechs Jahre gewählt wurden.
Im wochenblatt-Land wurden mit Ilse Dölle und Herbert Saft zwei Amtsinhaber im Bürgermeisteramt bestätigt, mit Jan König und Edmund Ulm kommen zwei Kandidaten neu in ihre Aufgabe. Abgewählt wurde niemand: Johannes Schalwig (Heroldsberg) und Wolfgang Rast (Igensdorf) haben nicht mehr kandidiert und verabschieden sich in den Ruhestand.
Das wochenblatt fragt im Gespräch mit den bisherigen und künftigen Amtsinhabern nach ihren persönlichen Eindrücken von den zurückliegenden Amtszeiten und dem Start in die neue Periode. Den Anfang machte vergangene Woche Wolfgang Rast, nun folgt das Gespräch mit Johannes Schalwig.

Johannes Schalwig: „Eine sehr schöne Zeit“

Zwölf Jahre lang war Johannes Schalwig Erster Bürgermeister des Marktes Heroldsberg. Eine sehr schöne Zeit war das, eine „abwechslungsreiche, interessante und auch spannende Zeit“ beschreibt er den Rückblick.
Wie empfand er damals den Wechsel von einer der örtlichen Apotheken ins Chefzimmer des Rathauses? Den Umgang mit Personal, Menschenführung und Diskretion sowie viel Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern war Johannes Schalwig schon gewohnt, aber der tägliche direkte Kontakt als Bürgermeister lief dann „auf einer ganz anderen Schiene“, mit ganz anderen Problemen. In einer relativ kleinen Kommune wie Heroldsberg mit knapp 9.000 Einwohnern sei der Kontakt enger als in einer großen Stadt. Er hat nach wie vor Verständnis dafür, dass die Menschen manche Anliegen lieber nicht mit einem Behördenmitarbeiter besprechen wollen, sondern gleich mit dem Bürgermeister. „Das muss man mögen“, überlegt er kurz – „aber mir hat es immer sehr viel Spaß gemacht“.
Auf die Frage nach der angenehmsten Erinnerung aus seiner Amtszeit berichtet Johannes Schalwig von der „enormen Hilfsbereitschaft hier in Heroldsberg, von Anfang an“, während der Flüchtlingskrise 2015. Vor der Entscheidung für die Aufnahme von Geflüchteten hatte man zur Bürgerversammlung geladen und im Vorfeld Bedenken wegen der allgemeinen Stimmung. Im rappelvollen Bürgersaal war dann „so eine positive Stimmung“, das war beeindruckend, das war überwältigend. Die Hilfsbereitschaft ist nach wie vor grandios, betont Schalwig, und das ist auch notwendig. Sicher macht die Gemeinde auch viel, die Betreuung sollte bewusst in der Hand der Gemeinde bleiben. Aber immer noch werden vor allem ehrenamtlich viele Hilfen organisiert, auch den dauerhaft anerkannten Flüchtlingen in Heroldsberg stehen Alltagshelfer zur Seite.
Besonders gerne denkt der Bürgermeister an die Eröffnungen etwa der „Gründlachzwerge“ oder des Jugendtreffs „Schuster‘s five“ zurück. „Wir können stolz darauf sein, dass Heroldsberg bei Kinder- und Jugendeinrichtungen in jedem Bereich zu 100 Prozent versorgt und bestens aufgestellt ist.“
Auch an das Gründlachtal als „grüne Lunge“ mitten im Hauptort erinnert er in diesem Zusammenhang. Der Grünordnungsplan entstand bereits unter der Vorgängerin Melitta Schön. Lange vor dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“ hat die Gemeinde hier Blühflächen angelegt und sich inzwischen einen Großteil der Flächen gesichert – gegen Bebauung und für Freizeitwert.
Auf der Suche nach der unangenehmsten Erinnerung muss Johannes Schalwig nicht lange überlegen: Nicht schön war gleich der Start 2008 mit der Finanzkrise. „Wir mussten den Gürtel schon ordentlich eng schnallen. Aufgrund der Tatsache, dass wir das Bürgerzentrum kurz vorher erst gebaut hatten, war der Schuldenberg nicht unerheblich“. Aber es sei gelungen, diesen um weit über die Hälfte zu verkleinern, trotz der Investitionen in den vergangenen 12 Jahren. Es ist ihm sehr wichtig, den nachfolgenden Generationen nicht einen zu großen Schuldenberg zu hinterlassen. „Ich habe das mit sechs Millionen übernommen, wir sind jetzt ungefähr bei zwei Millionen“.
Die aktuelle Corona-Krise hat aber noch eine viel größere Dimension als die damalige Finanzkrise. Jetzt, zum Ende seiner Amtszeit, dreht sich alles um die Auswirkungen der Virus-Pandemie, das hatte er sich anders vorgestellt. Sein Nachfolger wird es deshalb nicht einfach haben. Schalwig befürchtet, dass sich die bereits beschlossenen Investitionen für Bauhof, Feuerwehrhaus, Sporthalle und Felsenkellergelände nicht sofort in vollem Umfang umsetzen lassen: Bei den Steuereinnahmen macht sich die Krise bereits bemerkbar.
Die schwierigste Entscheidung seiner Amtszeit sieht Johannes Schalwig im jahrelangen, zähen Ringen um das Weiße Schloss als ehemaliges Rathaus und dessen Sanierung sowie Nutzung. „Gottseidank hat sich das zum Positiven gewendet. Vor allem freut es mich, dass wir den Kostenrahmen, den wir uns selbst gegeben haben, einhalten konnten und sogar leicht unterboten haben.“ Auch damalige Gegner finden heute, dass es eine tolle Gechichte geworden ist.
Die Übergabe an den Nachfolger läuft, Jan König ist immer wieder im Rathaus. Dass hier alles ordentlich weiterläuft, „bin ich auch der Gemeinde schuldig“, etwas anderes wäre auch bei einem anderen Wahlausgang nie in Frage gekommen.
Am 1. Mai wird er nicht mehr im Amt sein. Die ursprünglich geplante kleine Feier mit seinen vertrauten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kann jetzt zwar nicht stattfinden, aber vielleicht kann man diese auch nachholen.
Auch nach dem Ausscheiden aus dem Amt will Johannes Schalwig seinen Nachfolger unterstützen, aber nur „wenn ich gefragt werde“. Selbstverständlich wird er das politische Geschehen weiterhin mit Interesse verfolgen – schließlich ist er seit 1984 in der Kommunalpolitik, erst als Marktgemeinderat, dann als 2. Bürgermeister und schließlich als Erster Bürgermeister.

„Ich freue mich auf den Ruhestand“, beteuert Johannes Schalwig. Auf freie Wochenenden ohne einen einzigen Termin oder die Möglichkeit spontaner Ausflüge zusammen mit Ehefrau Angelika freut er sich ganz besonders. Zudem hat er drei Enkel, der vierte „ist im Anmarsch“, die freuen sich auch auf Zeit mit dem Opa. Bei den Kulturfreunden Heroldsberg und beim Partnerschaftsverein will er sich ehrenamtlich auch künftig einbringen.

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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