Neue Periode im Bürgermeisteramt
Edmund Ulm will anpacken

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Am 1. Mai begann in Bayern die Wahlperiode der Amtsträger und Gremien, die Mitte März (bei Stichwahlen für das Bürgermeisteramt Ende März) für sechs Jahre gewählt wurden. Das wochenblatt fragt im Gespräch mit den bisherigen und künftigen Amtsinhabern nach ihren persönlichen Eindrücken von den zurückliegenden Perioden und dem Start in die Amtszeit. Nach den beiden neuen Ruheständlern Wolfgang Rast (Markt Igensdorf, Ausgabe 17/2020) und Johannes Schalwig (Markt Heroldsberg, Ausgabe 18/2020), den den wiedergewählten Herbert Saft (Kalchreuth, Ausgabe 19/2020) und Ilse Dölle (Ausgabe 20/2020) sowie dem neuen Amtsinhaber Jan König (Heroldsberg, Ausgabe 21/2020) kommt nun Edmund Ulm zu Wort. Er konnte die Stichwahl klar für sich entscheiden und ist erster Bürgermeister im Markt Igensdorf.

Edmund Ulm will anpacken – an vielen offenen Baustellen

Eine Antwort auf die Frage, woher seine kommunalpolitische Leidenschaft kommt, führt Edmund Ulm sehr viel weiter zurück als die zehn Jahre, die er im Gemeinderat tätig war. Denn schon als kleiner Junge hat er Kommunalpolitik live miterlebt, als die Stube im elterlichen Anwesen zum Sitzungszimmer umfunktioniert wurde.
Damals wie heute lebten dort alle Generationen unter einem Dach. Sein Großvater Georg Ulm war 1945, nach der „Entnazifizierung“, von den Amerikanern als Bürgermeister von Dachstadt eingesetzt und dann vier Mal gewählt worden. Der Schreibtisch des Landwirts und ehrenamtlichen Dorfbürgermeisters stand in der Stube, und hier wurde, wenn Sitzungen nicht in der Wirtschaft stattfinden konnten, der große Tisch ausgezogen.
Bis zur Gebietsreform 1972 war der 1898 geborene Georg Ulm Bürgermeister von Dachstadt, Kreisrat, Mitbegründer der CSU im Landkreis Forchheim und gut vernetzt, unter anderem mit Landrat Otto Ammon. Auf Dachstadter Betreiben hin wurde 1965 in Igensdorf eine Leichenhalle errichtet – eine Einrichtung, die in Orten dieser Größe damals ein absolutes Novum darstellte.
Der Enkel Edmund Ulm wurde vor der Wahl 2008 von mehreren Gruppierungen gefragt, ob er sich als 42-jähriger stellvertretender Vorsitzender des Soldaten- und Kameradenvereins Dachstadt ein Engagement in der Kommunalpolitik des Marktes Igensdorf vorstellen könne. Er entschied sich für die CSU, mit der er gute Kontakte in der ganzen Gemeinde und darüber hinaus hatte.
Den sofortigen Einzug in den Gemeinderat hat er damals knapp verpasst, aber durch sein gutes Wahlergebnis war er der erste Nachrücker, als sich Doris Bachmeier 2010 zurückzog.
Dass seine Fraktion die im Herbst 2011 mit dem Igensdorfer Umland abgesprochenen Pläne für den Umbau des bestehenden Feuerwehrhauses und einen Bauhofneubau im Frühjahr 2012 in Frage stellte, führte zur unangenehmsten Erinnerung seiner Zeit als Gemeinderat. Wie in einem Kreuzverhör seien er und seine Kollegen in einer Sitzung vorgeführt worden. Es folgte eine schwierige Zeit mit „Spaltung der ganzen Gemeinde“. Das Ergebnis akzeptiert Edmund Ulm, allerdings nicht ohne den Verweis auf heutige Probleme mit dem Feuerwehrhaus, die man hätte vermeiden können.

Sehr angenehm in Erinnerung hat er ein dreitägiges Seminar für Gemeindeentwicklung in Kloster Langheim vor wenigen Jahren. Nicht nur wegen der Thematik, sondern auch wegen der Gespräche, die im Gemeinderat der letzten Legislaturperiode halfen, Barrieren abzubauen und die Zusammenarbeit zu verbessern.
Dieser Rückblick weist auch den Weg in die Agenda für die neue Periode. Ein Gemeindeentwicklungskonzept, das wegen fehlender Kapazitäten auf Eis gelegt wurde, soll wieder angepackt werden. Ein ähnliches Seminar mit dem neuen, mit 11 Neulingen von 16 auf 20 Mitglieder angewachsenen Rat wäre sinnvoll, ist aber wegen der Coronakrise vorerst nicht möglich.
Auf der Agenda stehen weitere offene Baustellen. Die Wasserversorgung ist dabei noch „normal problematisch“ und kann nach und nach abgearbeitet werden. Beim Bauhof, der in ein gemeinsames Kommunalunternehmen mit der Gemeinde Weißenohe (GKU) ausgelagert wurde, drohen Änderungen des Umsatzsteuerrechts die erhofften Vorteile zunichte zu machen. Beim Abwasserzweckverband Obere Schwabach muss man sich mit der Forderung nach einem weiteren Klärbecken befassen. Auch beim weiteren Breitbandausbau sieht Edmund Ulm Handlungsbedarf, nicht zuletzt wegen der aktuellen Anforderungen ans Arbeiten von zuhause aus. Hier hat er ein neues staatliches Förderprogramm für Glasfaser bis ins Haus im Blick. „Das wird zwar eine Aufgabe für Jahre, aber wenn man nicht anfängt, wird man auch nicht fertig“.
Vor allem aber müsse der Haushalt wieder „auf Vordermann gebracht werden“. Die Verabschiedung im April ohne Kreditaufnahme sei nur möglich gewesen durch das Aussetzen von bereits beschlossenen Investitionen in Höhe von mehr als einer Mio. Euro.
Zwei Forderungen der Kommunalaufsicht stehen im Raum, erklärt Ulm: Die Ausgaben für die Wasserversorgung müssten statt aus dem allgemeinen Haushalt über Beiträge finanziert und die bisher vergleichsweise moderaten Hebesätze der Gemeindesteuern erhöht werden. Man müsse Einnahmen generieren, wenn man neben den Pflichtaufgaben weiterhin freiwillige Leistungen wie Bücherei, Sing- und Musikschule oder Postfiliale aufrechterhalten will.
Edmund Ulm gesteht ein: „Unangenehme Dinge wie Kostenbescheide und Steuererhöhungen wurden vom bisherigen Gemeinderat dem Nachfolgegremium übergeben“. Dass er als neuer Bürgermeister dann vielleicht als Buhmann empfunden wird, „das muss ich aushalten“.
Was bei der Sanierung der Lindelberghalle schiefgelaufen ist, müsse man zwar im Nachhinein analysieren, dabei aber den Blick in die Zukunft richten. Im aktuellen Haushalt sind dafür keine Mittel enthalten. Bei offenen Fragen nach der künftigen Nutzung sowie nach Einspar- und Finanzierungsmöglichkeiten gelte es auch Optionen wie privates finanzielles Engagement (für das es durchaus Interessenten gebe), Bürgerbeteiligung und Aussichten auf staatliche Unterstützung zu bedenken. Hier seien aber sehr viele und verschiedene Interessen zu berücksichtigen.
Der Einstieg in das neue Amt gestaltete sich nicht ganz so glatt wie erwartet, weil Edmund Ulm in dem Industrieunternehmen, in dem er 37 Jahre lang beschäftigt war, für die Nachfolge sorgen musste. Die sorgfältige Planung dieses Übergangs wurde durch die Coronakrise zunichte gemacht, so dass Ulm bis zum 30. April in der Verantwortung stand. Trotzdem konnte er im Rathaus an Personalrats- und Fachbereichsleitersitzungen teilnehmen und sich von Wolfgang Rast gut einarbeiten lassen. Auch von den Mitarbeitern der Verwaltung, insbesondere von Amtsleiter Michael Pfundt und Hella Ziefer, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Sitzungsdienst, fühlt er sich hervorragend begleitet.
Die Coronakrise bedeutet für die Arbeit des Bürgermeisters: weniger Besuche und Termine, dafür mehr Aufwand, um sich in laufende Projekte einzulesen. Eine neue Bürgermeistersprechstunde, die Edmund Ulm einführen will, findet erstmals am kommenden Donnerstag von 16 bis 17 Uhr den Umständen entsprechend im Rathausinnenhof statt.
Immerhin muss er den Landrat nicht besuchen, um sich bei ihm vorzustellen. Die Verwandtschaft mit Dr. Hermann Ulm ist zwar nur sehr weitläufig und geht auf das 17. Jahrhundert zurück, aber man kennt sich sehr gut.
Privat hat Edmund Ulm bereits aus Zeitgründen die Arbeit in der nebenberuflichen Landwirtschaft eingeschränkt und beim Ackerbau vieles an den Maschinenring vergeben. Den Obstanbau und die Waldwirtschaft will die Familie weiterbetreiben.
Persönlich liegt dem neuen Bürgermeister das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen allen Ortsteilen am Herzen, das jahrzehntelang vor allem von Altbürgermeister Erwin Zeiß leidenschaftlich gepflegt wurde. Auch hier stellt er sich einer langfristigen Aufgabe, die sich nicht von heute auf morgen erledigen lässt.

Angenehme Farbtupfer in der politischen Arbeit: 2015 war zum Igensdorfer Marktfest die damalige Landtagspräsidentin Barbara Stamm zu Besuch und wurde von Edmund Ulm als CSU-Ortsvorsitzenden (rechts), vom Landtagsabgeordneten Michael Hofmann und der Kreisvorsitzenden der Frauen Union Gabi Oost (von links) begrüßt.
Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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