Sonderausstellung im Weißen Schloss Heroldsberg
Vertriebene – Flucht und Neuanfang

Das Barackenlager in Heroldsberg (hier um 1960) war ursprünglich für ausgebombte Nürnberger errichtet worden. Dann wurden dann auch Flüchtlinge untergebracht, bis die Baracken Turnhallen- und Schulneubauten wichen. | Foto: Privat / Repro Weißes Schloss Heroldsberg
4Bilder
  • Das Barackenlager in Heroldsberg (hier um 1960) war ursprünglich für ausgebombte Nürnberger errichtet worden. Dann wurden dann auch Flüchtlinge untergebracht, bis die Baracken Turnhallen- und Schulneubauten wichen.
  • Foto: Privat / Repro Weißes Schloss Heroldsberg
  • hochgeladen von wochenblatt - Redaktion

Mit der Sonderausstellung „Vertriebene – Flucht und Neuanfang” widmet sich das Museum Weißes Schloss Heroldsberg der Geschichte der Menschen, die nach 1945 aus ihrer Heimat in Pommern, Schlesien, Ostpreußen, dem Sudetenland, Ungarn oder Rumänien nach Franken kamen. Am Beispiel von Heroldsberg und dem damaligen Landkreis Erlangen veranschaulicht die Ausstellung Flucht und Neuanfang in Bayern. Die Sonderausstellung ist ab Freitag, 11. Oktober 2024 bis zum Sonntag, 23. März 2025 zu sehen.

Der Zuzug vieler Sudetendeutscher, besonders aus dem Egerland, wirkte sich gravierend auf die damalige Struktur der Orte in der Region nördlich von Nürnberg aus. Da Aufnahmelager wie in Tennenlohe nicht genug Platz boten, mussten viele Einwohner die Neuankömmlinge bei sich aufnehmen. Dies führte zunächst zu Konflikten und die Integration der Vertriebenen in Bayern wurde zu einer großen Herausforderung. Die Regierung und verschiedene Organisationen setzten sich dafür ein, Wohnraum, Arbeit und soziale Unterstützung bereitzustellen.

Ein wichtiger Arbeitgeber der Region waren die Vereinigten Papierwerke in Heroldsberg, wo viele Vertriebene eine Anstellung fanden. Der Wirtschaftsaufschwung der 1950er Jahre begünstigte den zügigen sozialen Aufstieg vieler Menschen und der Bau neuer Siedlungen mit Ein- und Mehrfamilienhäusern für die Geflüchteten entlastete die Einheimischen und schuf wichtige Perspektiven für die Neuankömmlinge.

Die Vertriebenen integrierten sich schnell und wurden zu einem wichtigen Faktor der wirtschaftlichen Entwicklung Bayerns. Wie die einheimische Bevölkerung standen auch die neuen Mitbürger vor großen Herausforderungen. Sie mussten sich an ein neues Leben und eine neue Kultur anpassen. Vielerorts beschleunigten die Vertriebenen den Wandel dörflich geprägter Gemeinden hin zu modernen Ortschaften. Sie brachten ihre eigene Kultur und Traditionen mit nach Bayern und bereicherten so die kulturelle Vielfalt der Region nördlich von Nürnberg.

Die Sonderausstellung zeigt mit Bild-Text-Tafeln, historischen Fotografien, Dokumenten sowie Audio-Zeitzeugeninterviews Ausschnitte aus dem Leben der Vertriebenen in ihrer neuen Heimat Franken. Persönliche Einblicke in die Geschichten der Heroldsberger Familien Püchner, Fiedler und Hauenstein visualisieren das Erlebte für die heutigen Betrachter. Neben Gemälden des Künstlers Fritz Heidingsfeld (1907–1972) aus Pommern präsentiert die Ausstellung als besonderes Highlight eine Geige, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg von einem Schönbacher Geigenbauer im Erlanger Umland angefertigt wurde sowie eine bewundernswerte Tracht aus dem Egerland.

Der Eintritt in die Dauer- und Sonderausstellungen beträgt 4,50 Euro (ermäßigt 3,50 Euro, Schüler & Studenten 2,00 Euro). Öffnungszeiten: Mi. 10 bis 13 Uhr, Fr. bis So.15 bis 18 Uhr, Sonderöffnung auf Anfrage.

Führungen und Begleitveranstaltungen

Reguläre Museumsführungen finden statt am Sonntag, 20. Oktober, sowie an den Sonntagen 3. und 17. November, 1. und 15. Dezember, 5. und 19. Januar 2025, 2. und 16. Februar 2025, 2. und 16.März 2025, jeweils um 15 Uhr.

Kuratorenführungen werden angeboten am Mittwoch, 13. November, um 11 Uhr sowie am Freitag, 21. März 2025 um 15 Uhr.

Zur Ausstellung sind fünf Begleitveranstaltungen geplant:

  • Backen wie im Egerland mit Gerhard Püchner am Freitag, 25. Oktober, um 18 Uhr (Schulküche Grundschule Heroldsberg; Gebühr: 6,- Euro) 
  • Lesung von Ursula Bock aus ihrem Buch „Flucht aus Königsberg. Erinnerungen an eine verlorene Kindheit“ am Samstag, 30. November, um 18 Uhr mit musikalischer Cello-Umrahmung von Lotte Bock und Jantje Schaaff (Weißes Schloss Heroldsberg). Ohne musikalische Umrahmung findet die Lesung erneut statt am Samstag, 22. Februar. 
  • „Lieder aus dem Egerland, Schlesien und Mähren – Gedichte und Geschichten in Mundart“ am Samstag, 15. März 2025, um 19.30 Uhr im Pfarrsaal St. Margaretha, Heroldsberg. 
  • Böhmischer Abend mit der Formation BLECHINTAKT am Samstag, 5. April 2025, um 20 Uhr im Bürgersaal Heroldsberg.

www.weisses-schloss-heroldsberg.de

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

81 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.