Kostensparend und umweltschonend
Heroldsberger Abwasser-Überleitung
Heroldsberger Abwasser fließt nach Nürnberg
Seit dem 18. Oktober fließt das Abwasser aus Heroldsberg in einer Leitung durch den Reichswald und wird in Nürnberg geklärt. Diese Umstellung war nicht nur eine ökologisch verantwortungsbewusste Entscheidung, sondern ermöglicht auch den Verzicht auf kostenintensive Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen in der Kläranlage Heroldsberg. Das Abwasser der Ortsteile Groß- und Kleingeschaidt wird nach wie vor über den Abwasserverband Schwabachtal in das vom Entwässerungsbetrieb der Stadt Erlangen (EBE) betriebene Klärwerk Erlangen geleitet.
Nachhaltige Lösung für die Abwasserbehandlung
Das Abwasser aus dem Kernort Heroldsberg wurde bis vor wenigen Wochen in der 1954 in Betrieb genommenen, 1988 erweiterten und 2008 sanierten Kläranlage im Gründlachgrund am südwestlichen Ortsrand geklärt. Vor fast 12 Jahren hatte der Gemeinderat zunächst beschlossen, die Anlage nachzurüsten für die Erfüllung der steigenden Gewässerschutz-Anforderungen. Doch Betrieb und ständige Modernisierung einer eigenen Kläranlage kosten viel Geld. Durch die Verrechnung der Abwasserabgabe, die Kommunen als Kläranlagenbetreiber für die Einleitung von gereinigtem Abwasser in Oberflächengewässer an den Freistaat entrichten müssen, kommt die Abwasserüberleitung nach Nürnberg auf Dauer günstiger als die nötigen Investitionen in ein eigenes Klärwerk.
Die Gemeinde Kalchreuth hat sich schon vorher zu diesem Schritt entschlossen und im Sommer 2014 eine 10,5 Kilometer lange Druckleitung nach Buchenbühl in Betrieb genommen.2016 unterzeichneten der Markt Heroldsberg und die Stadt Nürnberg eine entsprechende Vereinbarung. Diese sieht vor, das Abwasser aus Heroldsberg ungereinigt von der bisherigen Kläranlage in das Nürnberger Kanalnetz überzuleiten. Im Klärwerk 1 der Stadtentwässerung und Umweltanalytik Nürnberg (SUN), einem Eigenbetrieb der Stadt Nürnberg, wird das Abwasser nach modernsten Standards gereinigt und dann in die Pegnitz abgeleitet.
Das Gesamtprojekt wurde von der SUN selbst geplant und gebaut. Die Arbeiten begannen 2021 mit dem Ziel einer Teilinbetriebnahme schon im Juli 2023 – was mit geringfügiger Verzögerung bis Oktober auch nahezu gelungen ist. Hierfür war und ist auch ein umfangreicher Umbau der bisherigen Kläranlage erforderlich.Die Gesamtkosten von 12 Millionen Euro werden zunächst von der SUN getragen, wobei der Markt Heroldsberg knapp 7 Millionen in einem Zeitraum von 56 Jahren an Nürnberg zurückzahlt. Die laufenden Kosten der Abwasserbehandlung für den Markt Heroldsberg reduzieren sich dadurch um 75 bis 80 Prozent im Vergleich zum Betrieb einer eigenen erweiterten Kläranlage, erläutert Tiefbauingenieurin Charlott Gensel vom Fachbereich Technik und Versorgung der Heroldsberger Verwaltung.
Vier Pumpen fördern bis zu 73 Meter hoch
Die Abwasserüberleitung erfolgt über ein Pumpwerk mit insgesamt vier Pumpen mit jeweils 90 kW Motorleistung, die in zwei Gruppen mit je zwei Pumpen in Reihe geschaltet sind. Dies gewährleistet die notwendige Förderhöhe von maximal 73 Metern. Bei Trockenwetter wird das Abwasser mit einem Volumenstrom von 90 Litern pro Sekunde transportiert, bei Regenwetter mit 110 Litern pro Sekunde.
Umweltschonend im Bau und im Betrieb
Die Abwasserleitung besteht aus einem Kunststoffrohr mit 30 cm Durchmesser und erstreckt sich über eine Länge von etwa 6.060 Metern. Sie führt vom Gelände der ehemaligen Kläranlage in Heroldsberg durch den Kraftshofer Forst und unterquert sowohl die Gräfenbergbahn als auch die Autobahn. Das Nürnberger Kanalnetz erreicht sie im Süden von Buchenbühl.
Um die ökologischen Auswirkungen während der Bauphase zu minimieren, folgt die Leitung den bestehenden Forstwegen. In verschiedenen Verlegetechniken wurden 3.500 Meter in offener Bauweise, 2.100 Meter im Pflugverfahren und 460 Meter durch Rohrvortrieb und Spülbohrung verlegt. Diese Vielfalt an Techniken ermöglichte es, den Eingriff in die Natur auf ein Minimum zu reduzieren.
Kläranlage wird zur Pumpstation mit Zwischenspeicher
Während der Arbeiten an der Druckleitung wurden auf dem Gelände der bisherigen Kläranlage in Heroldsberg bereits umfangreiche Umbaumaßnahmen durchgeführt. Das Zwischenklärbecken und das Nachklärbecken wurden zu Vorlagebehältern für die Pumpstation sowie als Mischwasserspeicher umgebaut. Von Mischwasser spricht man, wenn bei Regen zusätzlich zum Abwasser aus den angeschlossenen Haushalten und Unternehmen noch das Oberflächenwasser von versiegelten Flächen in die Kanalisation läuft.
Damit möglichst kein Mischwasser in die Gründlach gelangt, wird Speicherkapazität benötigt. Das Fassungsvermögen der umgebauten Speicherbecken beträgt 1.320 m³ für das Zwischenklärbecken, 734 m³ für das Nachklärbecken und 1.478 m³ für das Regenüberlaufbecken. Der schrittweise Rückbau der nicht weiter genutzten Teile der Kläranlage erfolgt ab Februar, beginnend mit dem Tropfkörper.
Das Entfallen der Abwassereinleitung aus der Kläranlage Heroldsberg durch die Abwasserüberleitung nach Nürnberg markiert einen bedeutenden Fortschritt in Richtung nachhaltiger Wasserwirtschaft in der Region.
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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