Abschied aus dem Gemeinderat
Eberhard Brunel-Geuder: 42 Jahre ehrenamtlich in der Kommunalpolitik

Bei der Einweihung der Umgehungsstraße 1995 war Eberhard Brunel-Geuder Fraktionsvorsitzender, hier mit Bezirksrat Heinrich Heid, Innenminister Dr. Günter Beckstein, Eckentals damaligem 3. Bürgermeister Hans Holndonner und dem Landtagsabgeordneten Dr. Christoph Maier (v.r.).
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  • Bei der Einweihung der Umgehungsstraße 1995 war Eberhard Brunel-Geuder Fraktionsvorsitzender, hier mit Bezirksrat Heinrich Heid, Innenminister Dr. Günter Beckstein, Eckentals damaligem 3. Bürgermeister Hans Holndonner und dem Landtagsabgeordneten Dr. Christoph Maier (v.r.).
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Mit dem Ende der Amtsperiode in der Kommunalpolitik endete auch die Amtszeit zahlreicher ehrenamtlicher Gemeinderäte, die sich zum Teil seit Jahrzehnten ehrenamtlich engagierten. Im Fall von Eberhard Brunel-Geuder in Heroldsberg waren das mehr als vier Jahrzehnte.
42 Jahre lang war der Lehrer und stellvertretende Schulleiter im Gemeinderat tätig, davon 12 Jahre als Stellvertreter des Bürgermeisters sowie 18 Jahre zusätzlich im Kreistag Erlangen-Höchstadt. Für das wochenblatt berichtet er aus den Erinnerungen und Erfahrungen dieser außergewöhnlich langen Zeit.

Dreißig „Veteranen“ in vier Gemeinden

Dabei geht es ihm aber nicht zuerst um seine Person, sondern auch um die vielen anderen, die dem neuen Gemeinderat nicht mehr angehören. In Heroldsberg waren dies Elke Tschacher (23 Jahre), Hans Ziegler (24 Jahre), Siglinde Witt (27 Jahre), Helmut Freißler (12 Jahre), der 2018 verstorbene Hans Mußgiller (10 Jahre). Nicht mehr im Gemeinderat ist auch Johannes Schalwig, der insgesamt 36 Jahre im Gremium tätig war, davon 12 Jahre hauptberuflich als erster Bürgermeister, vorher sechs Jahre als ehrenamtlicher zweiter Bürgermeister sowie zusätzlich sechs Jahre im Kreistag.
In Eckental hatte sich Reinhard Nagengast schon vor dem Ende der Periode nach 31 Jahren aus dem Gemeinderat verabschiedet und war bis März 42 Jahre im Kreistag. Kürzlich wurden Günter Fensel (24 Jahre Gemeinderat und sechs Jahre dritter Bürgermeister), Thekla Mück (24 Jahre Marktgemeinderätin und 12 Jahre Kreisrätin), Harry Wörner (18 Jahre Marktgemeinderat), Albrecht Müller (12 Jahre), Werner Geim (12 Jahre als Ortssprecher), Elke Riedel (7 Jahre), Angelika Naßler, Friedrich Schultz und Horst Siebenkäs (jeweils 6 Jahre) verabschiedet. In Kalchreuth gedachte man des 2015 verstorbenen Gemeinderatsmitglieds Klaus Riedl und verabschiedete Monika Bentz (15 Jahre im Rat und 12 Jahre zweite Bürgermeisterin), Brigitte Ort-Kirchner (18 Jahre), Heike Zeug (fünf Jahre), Walter Gemmel (insgesamt 15 Jahre) sowie Roland Igel (18 Jahre).

In Igensdorf haben Wolfgang Rast als Bürgermeister sowie Robert Hempfling (36 Jahre Gemeinderat und insgesamt 18 Jahre dritter Bürgermeister), Waldemar Friebe (insgesamt knapp 12 Jahre), Martina Eggers (für Markus Weber nachgerückt und neun Jahre im Rat), Werner Hammerand, Peter Friedrich (jeweils sechs Jahre) und Wolfgang Rupprecht (vier Jahre) als Gemeinderäte ihr Engagement beendet.

Weniger Fotos, mehr Auseinandersetzungen

Auf die Frage nach Fotos von seiner Vereidigung 1978 muss Eberhard Brunel-Geuder passen: „Es war damals nicht üblich, ständig Bilder zumachen, so wie es heute normal ist.“ Zwar ist im wochenblatt-Fotoarchiv die Kommunalpolitik – zunächst in Eckental, später auch in Heroldsberg, Kalchreuth und Igensdorf – in Bildern dokumentiert, aber eben erst seit 1980.
Doch hat Brunel-Geuder interessante Bilder aus den 1990er Jahren zur Hand. Ab 1994 bis zur Wahl 1996 kandidierte er auch für das Bürgermeisteramt, musste aber Melitta Schön den Vortritt lassen.

Verqualmte Sitzung und Nachbesprechung bis 2 Uhr nachts

Heute bekommen die Gemeinderäte in Heroldsberg rund 60 Euro Aufwandsentschädigung für eine Gemeinderatssitzung (rund 30 Euro für eine Fraktionssitzung), 1978 waren es 5 DM für die Gemeinderatssitzung.
Heute arbeitet man mit Tablets, mit denen die umfangreichen Sitzungsvorlagen und Pläne abgerufen werden können. Damals gab es, wenn überhaupt, eine einseitige Vervielfältigung im Umdruckverfahren. Und es wurde im Sitzungssaal (zuerst im Volkshaus – heute Haus der Vereine – später dann im Feuerwehrhaus) „geraucht, was das Zeug hielt. Wenn man heimkam, mussten die Klamotten sofort in die Wäsche. Nach der Sitzung ging‘s in den Hirschen. Da kam man meist früh um 2 Uhr heim.
Die Arbeit im Gemeinderat war in den 1970 und 1980er Jahren sehr stark von ganz furchtbaren Auseinandersetzungen und Konfrontationen geprägt. Es gab zwei unversöhnlich gegenüberstehende Lager. Da geht es heute im Vergleich absolut zivilisiert zu.“

Gemeinderat – was bedeutet das persönlich?

Es soll Bürgerinnen und Bürger geben, die noch nie eine öffentliche Gemeinderatssitzung als Besucher miterlebt haben. Je nach Tagesordnung ist das mal mehr, mal weniger interessant…
Wer im Gemeinderat ehrenamtlich mitarbeitet, hat im Jahr etwa 14 Gemeinderatssitzungen sowie acht bis zehn Ausschuss-Sitzungen und 14 Fraktionssitzungen im Kalender. Mindestens 38 Abende pro Jahr also, auf die man sich oft an den Tagen vorher inhaltlich vorbereitet. Dazu kommen Schulungen und Ortstermine, oft an Wochenenden, und der Besuch von Veranstaltungen, die man privat vielleicht nicht besuchen würde. Als ehrenamtlicher Bürgermeisterstellvertreter besucht man zusätzlich Goldene Hochzeitspaare, hohe runde Geburtstagskinder, Ehrungen und manches mehr.
Das soll natürlich kein Grund sein, sich zu beschweren, man macht es ja aus eigenem Antrieb und Interesse. Aber für solchen Einsatz im Sinne der Mitbürger und der Gemeinde verdienen die aktuellen und die künftigen Ehrenamtlichen Anerkennung und Dank, betont Eberhard Brunel-Geuder.

Höhepunkte und Tiefpunkte in der Kommunalpolitik

Natürlich gab es in über vier Jahrzehnten immer wieder Tief-, aber auch Höhepunkte. Der absolute Tiefpunkt war für Eberhard Brunel-Geuder der Niedergang und zuletzt die Schließung der Vereinigten Papierwerke 1994. Dieses Werk war der größte Arbeitgeber der ganzen Region, fast 3000 Menschen waren zeitweise dort beschäftigt.
Nach dem Wegfall der Gewerbesteuereinnahmen für die Gemeinde wurde im Finanzausschuss nach Wegen gesucht, mit den katastrophalen finanziellen Auswirkungen für die Gemeinde klarzukommen. „Da wurden wirklich Pfennigbeträge auf die Waagschale gelegt“.
Wie ein Geschenk des Himmels fühlte es sich an, als es gelang, bald nach diesem Desaster mit dem Nürnberger Unternehmen Schwan-STABILO einen Global Player nach Heroldsberg zu holen. „Es erfüllt mich noch heute mit Stolz, dabei gewesen zu sein. Ohne dieses Unternehmen wäre Heroldsberg heute nicht das, was es ist.“
Der Bau der Umgehungsstraße und nach ihrer Fertigstellung die Umgestaltung der Hauptstraße waren ebenfalls einschneidende, aber äußerst wichtige Maßnahmen. Die Sanierung des Schlossbads (2018 zum zweitschönsten Bad Deutschlands gewählt), der Bau des Bürgerzentrums und zuletzt die Sanierung des Weißen Schlosses waren Meilensteine. Die zuletzt genannte Baumaßnahme war für Brunel-Geuder auch die Erfüllung eines persönlichen Traums, nachdem es über Jahre massive Widerstände dagegen gegeben hatte. „Über 12 Jahre habe ich für die Realisierung dieses Projekts gekämpft. Heute sind die allermeisten stolz, dass es das Weiße Schloss und das Museum gibt und Anerkennung in der gesamten Metropolregion erfährt.“
Nach 42 Jahren ist nun aber Schluss und Brunel-Geuder freut sich auf die neu gewonnene freie Zeit. „Es war manchmal anstrengend, selten hitzig, die letzten Jahre meist recht kooperativ. Ich habe mich sehr gerne für meine Heimatgemeinde engagiert.“

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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