ARD-Reporter in Heroldsberg
Doping-Analysen
Es kommt eher selten vor, dass die ARD, die New York Times und das Heroldsberger Institut für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung (IBMP) gemeinsam an der Aufklärung eines Massendopings beteiligt sind. Am vergangenen Wochenende aber stand in der Welt des Sports wieder einmal weltweit ein spektakulärer Fall im Fokus.
Die ARD-Dopingredaktion mit ihrem Leiter Hajo Seppelt und die New York Times hatten ein Massendoping von 23 chinesischen Schwimmern aufgedeckt.
Bei diesen war das Dopingmittel Trimetazidin entdeckt worden, das in der Medizin in manchen Ländern als Herzmittel verwendet wird.
Die Sportler hatten sich kurz vor den Olympischen Spielen in Tokio 2021 alle im gleichen Hotel im chinesischen Shijiazhuang aufgehalten.
Die chinesische Antidoping-Agentur behauptet, das Trimetazidin sei versehentlich in der Hotelküche ins Essen gelangt.
Die internationale Antidoping Behörde WADA gab sich damit zufrieden. Der Fall war bisher verschwiegen worden, doch jetzt stehen wieder Olympische Spiele vor der Tür.
Die ARD Doping-Redaktion und die New York Times beauftragten das Heroldsberger IBMP, zu untersuchen, wie plausibel die chinesische Erklärung ist. Dazu bedurfte es einer Küche, die nicht mehr in Betrieb ist und demnächst entsorgt wird.
So wandten sich die Heroldsberger Forscher an die Feuerwehr, man fand eine geeignete Wohnung im Besitz der Gemeinde und Bürgermeister Jan König gab „grünes Licht“.Vergangene Woche fanden die Untersuchungen statt, durchgeführt von Laborleiterin Dipl. Chem. Dr. Martina Kinzig.
„Mit hoher Wahrscheinlichkeitein Doping-Vergehen“
Die Ergebnisse des IBMP zeigen einerseits, dass Tablettenreste in das Essen gelangt sein könnten. Aber erstmal müssten die Tabletten in die Küche gekommen sein. Die Geschichte, die der chinesische Bericht vorbringt, ist unglaubwürdig, wie Institutsleiter Fritz Sörgel im Film zusammenfasst: Es liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Doping-Vergehen vor – und nicht eine versehentliche Kontamination der Küche.
Die Sportler hätten nach internationalen Sportrecht sofort gesperrt werden müssen und hätten so nicht wenige Monate später in Tokio drei Goldmedaillen und weitere Medaillen erringen können.
Die Ergebnisse wurden am Sonntagabend in der ARD mit dem Titel „Akte China“ aus der Reihe „Geheimsache Doping“ gezeigt, mit ausführlichen Darstellungen der Versuche in Heroldsberg.
Der 45-minütige Film ist in der Mediathek der ARD für ein Jahr zu sehen.
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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