Landwirtschaftsforum in Forchheim
Wegbereiter für eine nachhaltige Zukunft

Günther Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, ruft beim Landwirtschaftsforum zur Aufbruchstimmung und zur Zeitenwende Zukunftsbauer auf. | Foto: Sparkasse Forchheim
  • Günther Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, ruft beim Landwirtschaftsforum zur Aufbruchstimmung und zur Zeitenwende Zukunftsbauer auf.
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Der Bayerische Bauernverband will das irdische Jammertal endlich hinter sich lassen. Das wurde beim Landwirtschaftsforum, einer Kooperationsveranstaltung von Bayerischem Bauernverband und Sparkasse Forchheim, deutlich. Der neugewählte Präsident Günther Felßner (57) aus Lauf an der Pegnitz sprach vor rund 200 Zuhörern über „Zukunftsbauern” und wie die Landwirtschaft die wichtigsten Probleme lösen kann: Ernährungssicherheit, erneuerbare Energieerzeugung, Dekarbonisierung und Artenschutz.

Erosions-Kataster, Verlagerung der Veterinärämter oder der Tierschutz bei Nutztieren... Günther Felßner ist nicht gekommen, um über den beschwerlichen Alltag der Landwirte zu sprechen. Den kennt er als Milchviehhalter, Waldbesitzer und Energiewirt selbst am besten. Felßner will vielmehr Aufbruchstimmung erzeugen. Er will sich an die Spitze der Entwicklung setzen und seine Kollegen zu „Zukunftsbauern” machen. Sie sollen von der Gesellschaft nicht als Teil des Problems wahrgenommen werden, sondern selbst zur Lösung beitragen. „Schließlich kommt das mit der Nachhaltigkeit doch von uns, aus der Waldbewirtschaftung. Diese Kompetenz müssen wir einbringen“. Es sei die moderne Industriegesellschaft, die den Planeten an den Rand des Untergangs gebracht habe, und nicht etwa die bäuerliche Lebensweise. Dabei hat Felßner mehrere Bereiche ausgemacht, in denen sich etwas tun muss. „Dieser Wandel hin zu einem bio-ökonomischen System ist alternativlos, wenn wir unseren Wohlstand retten wollen”.

Ernährungssicherheit

Die Weltbevölkerung wächst, übrigens auch in Deutschland. Wenn auch nur durch Zuzug. Sie alle müssen mit Nahrungsmitteln versorgt werden. „Wir verlieren allerdings immer mehr Anbaufläche. In Bayern ganze zwölf Hektar am Tag”. Es habe eine Generation gedauert, um Äcker, Wiesen und Felder von der Größe Niederbayerns der Landwirtschaft zu entziehen. „So geht es nicht weiter. Da brauchen wir uns nichts vormachen”. Es brauche intelligente Lösungen wie vom Keller bis zum Dach: Tiefgaragen, Supermärkte, Wohnraum und Energieerzeugung, alles auf einer Fläche. Daneben plädierte Felßner aber auch für die Verwendung von Holz als Bau- und Brennstoff, sowie für mehr Nutztiere. Denn dadurch könnte der natürliche „grüne“ Kohlenstoff-Kreislauf effizienter genutzt werden. Die Pflanzenteile, die der Mensch nicht esse, könnten als Tierfutter verwendet werden. Gülle und Mist seien dann als Dünger einsetzbar. Ganz zu schweigen vom Nährwert des Fleisches. „Ich sage ganz klar: Esst Fleisch fürs Klima”.

Energieerzeugung

Photovoltaik-Anlagen, Windräder und Biomasse-Heizkraftwerke. Für Felßner sind das nicht nur Möglichkeiten, „schwarzen Kohlenstoff” einzusparen, den man in der Erde lassen könne. „Ein Hektar landwirtschaftliche Fläche kann energetisch genutzt 5.000 Liter Heizöl ersetzen”. Von Stilllegungen hält Felßner deshalb nichts. Eher von einer „Mehrfach-Nutzung“ und von drei Ernten, die angesichts immer besserer Technik möglich wären. „Inzwischen ernährt ein Bauer bei uns 144 Menschen. Das sind zwölfmal so viele wie noch in den 50er Jahren bei weniger Fläche. Darauf sind wir stolz”. Nötig seien mehr Forschung und neue Ideen. „Den Wandel schafft nicht die „Letzte Generation” mit ihrem Dagegensein. Den schafft die nächste Generation aus Handwerkern, Ingenieuren und Landwirten”.

Dekarbonisierung

„Trotz aller Diskussionen leben wir noch immer in einem fossilen Wohlstand”. Der Diesel für den Traktor, der Strom für die Melkmaschine, der stickstoffreiche Kunstdünger... All das beruht auf Erdöl und Erdgas. Felßner will diesen künstlichen Kohlenstoff-Kreislauf, der für die Erderwärmung verantwortlich ist, abschalten und das Kohlendioxid in der Atmosphäre wieder in Biomasse binden. „Die Landwirtschaft ist in Sachen CO2-Reduzierung den anderen Bereichen weit voraus. Wir sollten es schaffen, ganz auf Null zu kommen”. Eine Idee wäre, wie vor drei Jahrzehnten die Erntemaschinen wieder mit selbsterzeugtem Pflanzenöl zu betanken. „Das bringt keinen zusätzlichen Kohlenstoff in die Umgebung”. Felßner setzt vor allem auf pflanzliche Kunststoffe. „Wenn wir unsere Ideen mit Maisstärke und anderen Stoffen vor 30 Jahren weiterverfolgt hätten, hätten wir heute keine Diskussion um Mikroplastik mehr”.

Freilich müsse man in allen Bereichen die Transformation vorsichtig befördern. „Damit Freiheit und Stabilität erhalten bleiben”. Wer könne das besser machen als der Bayerische Bauernverband mit seinen 135.000 Mitgliedern mitsamt deren Familien. „Wir wissen doch, wie es geht”. Anders als bei früheren Landwirtschaftsforen gab es diesmal keine hitzige Diskussion, sondern eher nachdenkliche Gesichter. Es scheint, dass Felßner mit seiner Positiv-Strategie den richtigen Ton getroffen hat. „Jammern können wir auch weiterhin. Aber wir brauchen auch eine Vision, wie es weitergehen soll”, so BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif aus Pinzberg.

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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