Gut abgehangen
Stütze für eine 600-Jährige
Die Kasberger Linde ist ein weit über die Region hinaus bekanntes Naturdenkmal. Der Forchheimer Heimatforscher Dieter George leitet den Namen des Dorfes Kasberg, einem Ortsteil der Stadt Gräfenberg, aus „Capfsberg“ her, was soviel wie „Platz, von dem man eine gute Sicht hat“ bedeuten soll. Die Kasberger Linde wird auch als Kunigundenlinde oder Franzosenlinde bezeichnet und soll nach unterschiedlichen Schätzungen zwischen 600 bis 1.000 Jahre alt sein. Dass sie vor mehr als 1.000 Jahren von Kunigunda, der Gemahlin Kaiser Heinrichs II, gepflanzt wurde, ist eine Sage. Die Existenz eines mittelalterlichen Gerichtsplatzes an der Linde ist jedoch historisch belegt. Im Jahr 1359 erkannte der Bamberger Bischof Luitpold von Bebenburg an, dass der Kasberger Gerichtsplatz zum Landgericht der Grafschaft Sulzbach in der Oberpfalz gehört.
1806 sollen französische Truppen den Baum angezündet haben, dadurch ist der Stamm ausgebrannt und musste 1913 einer Hohlraumbehandlung für rund 370 Mark unterzogen werden. Eine weitere lebenserhaltende Behandlung erfolgte 1976/77 durch einen Baumpfleger. Das Geld dafür wurde noch gänzlich aus Spenden aufgebracht.
Bereits vor 1900 wurde weitblickend in unmittelbarer Nähe eine Nachfolgerin der hochbetagten Linde gepflanzt, die diese weit überragt. Doch noch ist die alte Sommerlinde das blühende Leben. Seit bald fünf Jahrzehnten ist sie über das Landratsamt als Naturdenkmal geschützt. Etwa zur gleichen Zeit erhielt sie ein Stützgerüst aus Metallstangen, welches bis vor wenigen Tagen den Baum zusammenhielt. Die alten Stützen waren in die Jahre gekommen, in Stamm und Hauptast eingewachsen und erfüllten ihre Funktion nicht mehr. Ein Bruch des Hauptastes hätte auch das Ende des Baumes bedeutet. Auf Anregung der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt und des Naturschutzwächters Georg Zeisler hat der Landschaftspflegeverband eine Sanierung beantragt und durch die Regierung von Oberfranken bewilligt bekommen.
Durchgeführt wurden die Arbeiten von der Baumpflegefirma „Wunderbaum“ Norbert Mehl aus Stöckach zusammen mit dem Metallbearbeitungsbetrieb Gerhard Valta aus Eckental nach einem Konzept vom Technischen Büro Reinhard Eibner aus Obermichelbach. Im Gegensatz zu den alten unflexiblen Stützen wurde nun die Hauptlast über ein Dreibein aus Metall beweglich aufgehängt, so dass künftige Änderungen der Massen und Schwerpunkte besser ausgeglichen werden können und auch der Baum selbst durch Wachstum besser reagieren kann.
Die Maßnahme kostet knapp 20.000 Euro und wird mit 70 % aus staatlichen Mitteln über die Regierung gefördert. Weil der Baum auch als Lebensraum für xylobionte (holzbewohnende) Käferarten, rindenbewohnende Flechten- und Moosarten, Holzpilze, höhlenbrütende Vogelarten und Fledermäuse wertvoll ist, werden weitere 10% übernommen. Die verbleibenden 20 % teilen sich der landschaftspflegeverband und der landkreis Forchheim, der Stadt Gräfenberg bleiben die Kosten erspart.
Rolf Riedel
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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