Hoher Besuch im Erlanger Oberland
Als der Prinz in Kalchreuth war

"Gruß aus der Heimat" – diese antiquarische Postkarte erinnert an den Besuch des Prinzen in Kalchreuth. | Foto: Repro: Bayerlein
  • "Gruß aus der Heimat" – diese antiquarische Postkarte erinnert an den Besuch des Prinzen in Kalchreuth.
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Der Besuch von Prinz Ludwig III. im Erlanger OBERLAND

Im Jahre 1810 kam unsere Gegend zum neuen Königreich Bayern, vorher war es ab 1791 unter Preußischer Herrschaft und dann ab 1807 gegenüber dem König der Franzosen verpflichtet. Die Bevölkerung wurde damals nie befragt, die Begeisterung hielt sich in Franken daher in Grenzen. Dann kam der 5. Juli 1910 als seine Königliche Hoheit, Prinz Ludwig von Bayern, der spätere Bayerische König Ludwig III. aus Anlass der hundertjährigen Zugehörigkeit des Erlanger Landes zur Krone Bayerns „mit Automobil” und großem Gefolge mehrere Gemeinden des heutigen Landkreises besuchte.
Mit den Vorbereitungen hatte man überall schon Wochen vorher begonnen und den Ablauf der Feierlichkeiten in allen Einzelheiten festgelegt. In Uttenreuth war die Hauptstraße „herrlich dekoriert” – heißt es in einem alten Protokollbuch. Am Ortseingang hatte man eine Ehrenpforte aufgestellt mit der Krone darauf und der Inschrift „Hoch Wittelsbach”. Dort hatten der Bürgermeister, die Gemeindeverwaltung und die Freiwillige Feuerwehr Aufstellung genommen, dazu der Veteranenverein, der Soldaten- und Kriegerbund sowie die Schuljugend mit ihren Lehrern.
Prinz Ludwig ließ sich die Honoratioren und auch zwei Kriegsteilnehmer von 1866 und 1870/71 vorstellen. Die mit Blumensträußen und Fahnen versehenen Kinder wurden ebenfalls vom Prinzen „aufs Freundlichste” begrüßt. Auf Kosten der Gemeinde bekam jedes Schulkind an diesem „Freuden- und Festtag” ein Wecklein mit einer Bratwurst.

Die Fahrt begann in Erlangen und ging über Uttenreuth weiter nach Kalchreuth und Eschenau bis nach Neunhof (heute Stadt Lauf). Um dreiviertel Neun Uhr traf Prinz Ludwig in Begleitung des Regierungspräsidenten von Blaul, der Regierungsräte Dorschky und Stößel, des Professors Dr. von Eheberg und zweier Adjudanten in Kalchreuth vor dem Schloss ein. „Alles war würdig vorbereitet und klappte. Die Häuser waren mit Fahnen in den Landesfarben, mit grünen Kränzen und Girlanden geschmückt. Auf dem Schloßplatz unter der herrlichen Linde, so wird drei Tage später in einer Zeitung berichtet, hatten sich die Bürgermeister von Kalchreuth und Röckenhof, die Mitglieder des Veteranen- und Soldatenvereins sowie anderer Vereine und die Schuljugend mit ihren Lehrern sowie eine große Einwohnerschaft eingefunden. Die Feuerwehr bildete an verschiedenen Stellen Spalier. Mit Hochrufen und Fahnenschwenken wurde der hohe Besuch empfangen. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Bürgermeister Konrad Knapp stellte der Bezirksamtmann von Erlangen die einzelnen Personen, darunter ebenfalls zwei Kriegsteilnehmer, vor, wobei der Prinz für jeden einige Worte hatte- wird berichtet. Hierauf begaben sich die höchsten Herrschaften in die Kirche, vor dessen Eingang der Prinz von den Kirchenvorstehern, dem Pfarrer und dessen Töchter, diese überreichten einen Rosenstrauß, begrüßt wurde. Nach eingehender Besichtigung der Kirche besah er sich auf dem Rückweg das schön dekorierte frühere Haller - Schloss. Der damalige Schlossbesitzer Wilhelm Schenck ließ später zur Erinnerung an den Besuch des Prinzen sogar eine Postkarte drucken. Es folgten noch anerkennende Dankesworte des Prinzen und er gab seiner Befriedigung Ausdruck über den schönen und würdigen Empfang und verließ mit Gefolge unter Jubel der Bevölkerung, von den Schulmädchen mit Blumensträußen überschüttet, Kalchreuth – so nach dem Bericht.
Die Vereine hielten hierauf in ihren Lokalen einen Frühschoppen ab, wer bezahlt hat ist nicht bekannt.

Der Besuch kann auch nicht lange gedauert haben denn schon um neun Uhr fand ein Empfang am Ortsausgang von Heroldsberg und dann in Großgeschaidt und um halbzehn Uhr in Eschenau statt. Sämtliche Vereine, die Schulkinder und die übrige Bevölkerung der Ortschaften Eschenau, Forth, Büg und Brand sorgten für Spalierbildung auf der 700 Meter langen Hauptstraße – heißt es darüber im Zeitungsbricht. Weiter wird von einer herzlichen Begrüßung, der Vorstellung der Honoratioren und wiederum einiger Kriegsveteranen berichtet, ehe dann die Fahrt weiter nach Neunhof erfolgte.

Die Werbe-Tour 1910 in Franken brachte Prinz Ludwig aber nicht viel ein. Ende 1912 stirbt Prinzregent Luitpold im Alter von 91 Jahren, er führte nach dem Tod von König Ludwig II. die Regierungsgeschäfte und sein Sohn Prinz Ludwig lässt sich im November 1913 zum neuen König von Bayern als Ludwig III. ausrufen. Er war damals schon 67 Jahre alt. 1914 begann der 1. Weltkrieg mit der großen Niederlage und am 8. November 1918 verkündete der Sozialist Kurt Eisner in München: Bayern ist ein Freistaat und damit das Ende der Regierung von König Ludwig III. Dieser flüchtete tags zuvor mit seiner Familie in der Nacht in einem Autokonvoi aus der Münchner Residenz nach Salzburg. Die ihm vorgelegte Erklärung einer Abdankung und eines Thronverzichtes unterschrieb er nicht, die Herrschaft der Wittelsbacher in Bayern ging aber trotzdem nach 738 Jahren zu Ende.

ERNST BAYERLEIN

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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