ENDE FÜR KALCHREUTHER VIEHWAAGE
Betrieb wird eingestellt
Eine der letzten Viehwaagen in der Region wird wegen mangelnder Nachfrage und fehlenden Bedarfs Ende des Jahres stillgelegt. Jetzt läuft die Eichgültigkeit der Waage ab, die infolgedessen amtlich neu geeicht werden müsste. Der personelle Aufwand und die Betriebskosten übersteigen bei weitem die Waagegebühren, so dass die Gemeinde die Schließung der gemeindlichen Einrichtung beschlossen hat.
Am Dorfplatz wurde schon um 1900 eine Viehwaage betrieben, die seitdem eine wichtige Einrichtung für Landwirte und Metzger war. Im Laufe der Zeit gingen unzählige Schweine, Rinder (Bullen, Färsen und Kühe), Schafe und Ziegen zur Gewichtsbestimmung vor der Schlachtung über die Waage, auch Viehhändler gehörten zu den Kunden der Anlage. Die Kalchreuther Viehwaage selber (wenn sie reden könnte) oder auch ältere Landwirte könnten viele Geschichten erzählen über geflüchtete Tiere und andere teils amüsante, aufregende und spannende Begebenheiten rund um das Viehwiegen.
Als in den Dörfern – wie auch in Kalchreuth – noch viele Familien landwirtschaftliche Viehhaltung betrieben, hatten öffentliche, von der Gemeinde unterhaltene Viehwaagen noch eine große Bedeutung. Heute herrscht rund um das Kalchreuther Waagehäuschen, bei den "Einheimischen" kurz die "Wouch" genannt, schon lange kein Hochbetrieb mehr.
Im früheren Bauerndorf Kalchreuth gibt es mit der Familie Ernst und Harald Gemmel in Käswasser nur noch einen Vollerwerbslandwirt mit Ackerbau und Viehzucht, ansonsten sind noch fünf verschieden große Bauernhöfe, die für Kalchreuther Metzgereien Schweine mästen. Auch gab es einmal vier Metzgereiläden, jetzt sind es nur noch zwei. Daneben hat seit geraumer Zeit die EU-Schlachtverordnung mit neuen Regeln im Zusammenhang mit der Schlachtung oder Tötung zum enormen Rückgang der früher üblichen Hausschlachtungen geführt. Bisher erhielten die Erzeuger der Schlachttiere die Abrechnung nach Lebendgewicht, jetzt vergüten die Schlachtbetriebe das reine Schlachtgewicht. Die früheren Kalchreuther Wiegemeister waren immer ehrenwerte Männer wie 2. Bürgermeister Erwin Adelmann, Karl Böhm ("Beckn Karl") und Heinrich Meyer ("Backiferla"). Seit 2014 ist der Gemeindebauhof-Vorarbeiter, Metzger und Landwirt Gerhard Schweiger der Betreuer der Waage.
Neubau Mitte der 1990er Jahre
An diesem zentralen Punkt des Kirschendorfes auf dem Dorfplatz waren zu früheren Zeiten in einem Bau in einer Mehrzweck-Kombination neben der Viehwaage bis 1979 das alte Feuerwehrhaus, das Milchhaus (Anlieferstelle) und die Bauhofgarage untergebracht. Mitte der 90er Jahre wurde das Gebäude in der heutigen Form und Funktion mit Viehwaage und passend zum "Dorfplatz-Ensemble" neu gebaut. Dazu gehört ein überdachter Unterstellplatz mit Ruhebank, wo aufschlussreich, sinnvoll und dekorativ Gemeindeinformationen und die Wanderkarte des "Kalchreuther Wanderhimmels" angebracht sind. Seit langer Zeit ist dieser Ort zur Orientierung ein äußerst beliebter und bekannter Treff- und Ausgangspunkt nicht nur für Wanderer und Ausflügler. Früher oder später dürfte das dorftypische Waagehäuschen jedoch, entsprechend der Planung der vom Gemeinderat beschlossenen Sanierung und Umgestaltung des Dorfplatzes, aus dem Kalchreuther Ortsbild verschwinden.
Georg Heck
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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