Nachhaltiges Pilotprojekt
„Trennsystem light” für Heroldsberger Kanalisation

Tiefbauingenieurin Charlott Larch hat das System entwickelt. Vor ihr steht ein Modell eines Rigolensystems für unterirdische Zwischenspeicherung und Versickerung von Regenwasser. | Foto: Uwe Rahner
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  • Tiefbauingenieurin Charlott Larch hat das System entwickelt. Vor ihr steht ein Modell eines Rigolensystems für unterirdische Zwischenspeicherung und Versickerung von Regenwasser.
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Die Marktgemeinde Heroldsberg plant ein innovatives Pilotprojekt zur Verbesserung ihrer Abwasserinfrastruktur. Ein „Trennsystem Light“ soll das bestehende Mischkanalsystem von Regenwasser entlasten – ohne die gewaltigen Kosten, die ein kompletter Umbau zu einer getrennten Kanalisation verursachen würde. In drei Straßen soll von 2024 bis 2027das System umgesetzt werden, dann entscheidet der Gemeinderat über das weitere Vorgehen.Für das wochenblatt erläutert Tiefbauingenieurin Charlott Larch vom Fachbereich Technik und Versorgung der Heroldsberger Verwaltung das System, das sie für die Gemeinde entwickelt hat. „Light“ heißt es, weil es nicht alle Abwasserquellen getrennt kanalisiert, sondern nur öffentliche Verkehrsflächen wie Straßen und Gehwege.

Vom Misch- zum Trennsystem

Das in den meisten bestehenden Siedlungen vorherrschende Mischsystem leitet sowohl Regenwasser als auch Schmutzwasser gemeinsam in die Kanalisation und (in Heroldsberg durch die Überleitung nach Nürnberg) zur Kläranlage. Bei starken Regenfällen kann dies zu Überlastungen führen und damit zur direkten (zwar verdünnten, aber ungeklärten) Ableitung in Gewässer.
Ein Trennsystem hingegen führt Regenwasser und Schmutzwasser getrennt ab. Das Regenwasser von Dächern und Verkehrsflächen kann direkt in natürliche Wasserkreisläufe wie Flüsse oder den Boden geleitet und damit die Kläranlage entlastet werden. Bei Neuerschließungen setzt man daher seit einigen Jahren verstärkt auf Trennsysteme.In Heroldsberg verfügen bislang wenige Bereiche über ein Trennsystem wie etwa Demmerweg, Beckengasse, Schleifweg, Paul-Ehrlich-Straße und Teile von Sunnyside, allerdings oft nur teilweise für Hang- und Fremdwasser und ohne Hausanschlüsse. Die Fabrikstraße wird noch in diesem Jahr im Trennsystem mit Hausanschlüssen ausgebaut.

Das „Trennsystem Light“
ist leichter zu realisieren

Im Gegensatz zu herkömmlichen Trennsystemen werden beim „Trennsystem Light“ in Heroldsberg nur die öffentlichen Verkehrsflächen abgebunden. Bestehende Hausanschlüsse, über die das Niederschlagswasser von Dächern und versiegelten Flächen auf Privatgrundstücken abfließt, bleiben unverändert im Mischsystem. Dies ist eine kosteneffiziente und schnell realisierbare Lösung, da im Altbestand oft keine getrennte Verrohrung existiert.

Das Regenwasser von Straßen und Gehwegen wird in speziellen Hohlbordrinnen mit Regenrohren im Bordstein gesammelt und abgeleitet. Alternativ kann auch ein oberflächennahes Regenrohr entlang des Bordsteins eingebaut werden. Für beide Varianten werden derzeit die Kosten verglichen.Zwar werden auf diese Weise „nur“ etwa zwei Drittel des gesamten Niederschlagswassers erfasst – dafür ist das System wesentlich leichter, schneller und vor allem kostengünstiger zu realisieren.

Große Kosteneinsparung

Die Ableitung des Regenwassers von Straßen und Gehwegen reduziert die Belastung für den Mischwasserkanal auf etwa ein Drittel. Viele bestehende Mischwasserrohre im Altbestand müssen saniert oder ausgetauscht werden, auch weil sie durch die Zunahme versiegelter Flächen teilweise nicht mehr ausreichend dimensioniert sind. Durch die Abbindung des Regenwassers von den Verkehrsflächen können diese Kanäle im Altbestand mittels Schlauchliner saniert werden, weil die Dimensionierung für die dann geringere Wassermenge wieder ausreicht. Dieses Vorgehen erspart den Bürgern nicht nur Behinderungen durch Tiefbauarbeiten, sondern vor allem immense Kosten.
Zudem ist eine erhebliche Senkung der Abwasserabgaben für den Markt Heroldsberg möglich, wenn die zu den Nürnberger Kläranlagen übergeleitete Wassermenge reduziert wird.

Ökologische Vorteile

Das Regenwasser soll nicht unbehandelt direkt in die Gründlach geleitet, sondern so weit wie möglich im Rahmen einer wassersensiblen Regenwasserbewirtschaftung genutzt werden mit positiven ökologischen Auswirkungen. Dazu zählen die Verdunstung (kühlt die Umgebung), die Versickerung (unterstützt Grundwasserneubildung), die Nutzung als Gieß- oder Löschwasser (spart Grundwasser), Rückhaltung in Stauflächen (dient dem Überflutungsschutz). Einfach aufbereitet durch mechanische Vorreinigung kann das Regenwasser gedrosselt und schonend in die Gründlach eingeleitet werden. Die verwendeten Kunststoffrohre sind im Vergleich zu Beton leichter, einfacher zu transportieren und zu verlegen, haben eine längere Lebensdauer und eine bessere Ökobilanz. Ableiten könnte man das Regenwasser in Rigolen – unterirdische Pufferspeicher, von denen das Wasser langsam versickern oder auch kontrolliert weitergeleitet oder auch wieder entnommen werden kann.

Großes Potenzial

Die Umsetzung startet noch dieses Jahr auf 230 Metern im Föhrenweg, geplant ist der Ausbau 2025/2026 in der Schustergasse und 2026/2027 in der Nürnberger Straße. Wenn sich das System bewährt und der Gemeinderat entsprechend beschließt, könnte in einigen Jahren das gesamte Regenwasser von insgesamt 17.000 Quadratmetern oder 1,7 Hektar Verkehrsflächen getrennt vom Schmutzwasser gesammelt und genutzt werden.Dieses Projekt verdeutlicht das Engagement der Marktgemeinde Heroldsberg für nachhaltige Entwicklung, freut sich Ingenieurin Charlott Larch: „Gerade im Kontext des Klimawandels ist ein sensibler Umgang mit Regenwasser von großer Bedeutung. Es trägt zur Anpassung an veränderte Niederschlagsmuster bei und unterstützt die nachhaltige Wassernutzung“.
Zudem seien langfristig Kosteneinsparungen in Millionenhöhe zu erwarten. Nicht zuletzt deshalb könnte das Pilotprojekt eine Vorbildfunktion für andere Gemeinden übernehmen.

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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