Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken

Panem et circenses

Sie wer’n lachen, aber jetzt muss ich leider schon wieder ein Haar in der Festtagssuppe finden. Noch vor ein paar Wochen wurde an dieser Stelle das „feierlustige, durstige und hungrige“ Volk dafür gelobt, dass es sich in Scharen den vielen Vergnüglichkeiten hingibt.
Doch so schön es ist, wenn nach zwei Jahren wieder im Sommer gefeiert wird: Die Masse misst mit zweierlei Maß. Und rennt hauptsächlich dorthin, wo es ums Essen und Trinken geht und die Musik zwar nicht umsonst, aber kostenlos ist. Viele Kulturveranstalter dagegen blicken mit Sorge auf leere Sitze. Das kann man in der Presse lesen sowie vor Ort und in Gesprächen feststellen. Und sich fragen: Wo bleibt die Wertschätzung für Kunst und Kultur?
Immerhin war der Auftritt vom Bucks Wolfgang am Eckert-Hof in Herpersdorf mehr als ausverkauft. Ansonsten tun sich Organisatoren und Bühnenkünstler offensichtlich schwer. Zur Kunst zählt mehr als nur rätselhafte Bilder, die keiner versteht und die für Millionenbeträge versteigert werden.
In der antiken römischen Republik versuchten die wirtschaftlich und politisch Mächtigen das Volk ruhig zu stellen. Die Armen mit verbilligtem Getreide, die Reichen mit Zirkus- und Gladiatorenspielen. Schon damals warfen Philosophen dem Volk vor, nur noch auf „Brot und Spiele“ (lateinisch „panem et circenses“) fixiert zu sein.
Sollen wir uns dem Verdacht aussetzen, nur billig fressen und saufen zu wollen? Lieber nicht – und mal abgesehen von politischer Verantwortung auch Kunst und Kultur nicht nur konsumieren, wo sie uns kostenlos vorgesetzt wird, sondern sie hegen, pflegen und wertschätzen.
„Kreativität ist Intelligenz, die Spaß hat“ soll der Einsteins Albert gesagt haben. Und der Valentins Karl: „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit!“ Feiern kann man ja trotzdem. In dubio pro reo:
Ihr Gloss’n Hans