Leserbrief
Kein offizieller Akt der Marktgemeinde zur Pogromnacht in Eckental?

Es ist beschämend und enttäuschend, dass am 9. November zum 85. Jahrestag der Pogromnacht kein offizieller Akt des Marktes Eckental an der Gedenkstele in Forth stattgefunden hat. Es kann nicht sein, dass dieser Tag nur auf Forth beschränkt ist und bleibt. Wir alle sind Eckental!

Warum hat die Marktgemeinde Eckental diesen denkwürdigen Tag nicht zum Anlass genommen, durch Präsenz und mit Worten ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen? Vor allem und gerade nach dem 7. Oktober 2023! Und wieso ist der 9. November in der DNA der Marktgemeinde Eckental nicht fest verankert? Wir verstehen es nicht!
Gabriele und Christian Schmidt, Eckental Markt

Der Markt Eckental sieht das Gedenken in guten Händen

Nach Eingang des Leserbriefes „Kein offizieller Akt der Marktgemeinde zur Pogromnacht?“ konnte die Redaktion zwischenzeitlich bei Eckentals Erster Bürgermeisterin Ilse Dölle nachfragen, wo die Gemeinde ihre Rolle beim Gedenken zur Pogromnacht sieht. Die Rathauschefin betonte vorab, dass an der diesjährigen Gedenkfeier in Forth sowohl sie selbst als auch mehrere Gemeinderäte teilgenommen haben. Generell habe Dr. Martina Switalski in den vergangenen Jahren mit ihren Unterstützern gründlich und mit wissenschaftlichen Maßstäben die jüdische Geschichte in Forth und Umgebung aufgearbeitet.
Vor diesem fachlichen Hintergrund sei Martina Switalski als promovierte Historikerin genau die richtige Person, um federführend die Gedenkfeier zu organisieren. „Dabei stehen wir als Marktgemeinde Eckental ihr stets als Ansprechpartner zur Verfügung und unterstützen sie immer bei ihren Projekten“, versichert Ilse Dölle. Beispielsweise habe die Gemeinde die Stelen errichtet, an denen die Gedenkfeier stattfindet, und die ganzjährig an die Geschichte der Forther Juden und ihr Leid während der NS-Zeit erinnern. „Genau das ist gelebtes Gedenken in Eckental: Bürger organisieren eine Veranstaltung und die Gemeindeverwaltung unterstützt sie dabei. So zeigt sich, dass die Erinnerungskultur in unserer Bevölkerung und ihrem Bewusstsein tief verankert ist.“ Am Tag des Pogromgedenkens habe sie außerdem einen Kranz für Friedrich Fink an dessen Gedenktafel niedergelegt.
Fink, ein gebürtiger Eschenauer, hat sich 1923 der NSDAP in München beim sogenannten Hitler-Putsch entgegengestellt und diesen Einsatz mit seinem Leben bezahlt. „In drei Eckentaler Ortsteilen fanden außerdem am Volkstrauertag Gedenkveranstaltungen statt, die die Marktgemeinde mit mehreren Vereinen und den Kirchengemeinden organisiert hat“, ergänzt die Bürgermeisterin. Der Volkstrauertag zwei Sonntage vor dem ersten Advent erinnert an die Opfer von Gewalt und Krieg aller Nationen als Tag der Mahnung zu Versöhnung, Verständigung und Frieden.

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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