Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken

Dunkle Wolken

Sie wer’n lachen, aber wenn es eine Schwarmintelligenz gibt, müsste es auch eine Schwarmdummheit geben. Zumindest gibt es Schwarmgleichgültigkeit. Sonst würden nicht so viele Kunden ihr Geld vorbei an heimischen Gemeinden, Geschäften und Mitmenschen dahin tragen, wo es fürs Gemeinwohl vor Ort verloren ist.

In Deutschland stieg der Bruttoumsatz im Onlinehandel um 14,6 Prozent auf 83,3 Milliarden Euro. Der weltgrößte Onlinehändler alleine hat im vierten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahr den Umsatz um 44 Prozent auf 125,6 Milliarden US-Dollar gesteigert und den Gewinn mehr als verdoppelt auf 7,2 Milliarden US-Dollar.

Preisfrage 1: Wer bezahlt den Bau und den Unterhalt der Straßen, auf denen die Lieferungen vor die Tür gefahren werden?

Apropos online: Auch hinter der modernen ominösen Daten- „Cloud“ der Computer-Community steckt ganz schlicht viel Geschäft. Amazon Web Services AWS ist ein Tochterunternehmen von Amazon, das seit 2006 mit Serverkapazitäten als Cloud-Plattform Weltmarktführer wurde. Wer Filme bei Netflix oder Prime Videos anschaut, wer online einkauft oder eine Zoom-Konferenz besucht, lädt wahrscheinlich die Daten von Internetservern bei AWS. Die europäischen Rechenzentren dafür sollen in den Regionen Dublin, London, Mailand, Paris und Stockholm stehen.

Preisfrage 2: Wer zahlt den Bau und den Unterhalt der immer mehr, immer schneller und immer wieder nachzurüstenden Datenleitungen für dieses gute Geschäft?

Die Antwort auf beide Fragen lautet: Nicht diejenigen, deren Geschäftsmodell und -Erfolg auf der für sie kostenlosen Verkehrs- und Dateninfrastruktur aufbauen. Den Preis zahlen wir Steuerzahler, gewerblich wie privat. Die Corona-Finanzlücken hier und die Rekordgewinne dort haben miteinander zu tun.

Ihr Gloss’n Hans