Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken
Berufsberatung
Sie wer’n lachen, aber ich kannte mal einen, der erzählte, er sei Windmühlenanschubser von Beruf. Natürlich nur im Scherz. In Wirklichkeit war er Bonbonrundlutscher, weil die Bonbons in der Fabrik erstmal eckig waren, im Laden dann aber rund. Da stellt sich die Frage: Wer puzzelt eigentlich Puzzles auseinander, bevor die Teile lose im Karton landen? Gestanzt werden sie ja am Stück.
Das sind doch keine Berufe, ruft die Leserschar. Stimmt. Aber anscheinend entwickelt sich gerade ein neuer Trendberuf "Aktivist". Im Internet gibt es Anleitungen "Wie kann man Aktivist werden?" Zitat: "Wenn du ein (oder mehrere) relevante Praktika vorweisen kannst, erhöhst du deine Chancen auf eine professionelle Laufbahn als Aktivist."
Ein seltsamer Begriff. In der DDR sollen Aktivisten Personen gewesen sein, die sich bei der Produktionssteigerung hervortaten. Es gab wohl Auszeichnungen für Aktivisten des Zwei-, Fünf- und Siebenjahrplanes und der sozialistischen Arbeit. Und den Traktor RS03 Aktivist.Die aktuell Aktivisten Genannten steigern keine Produktion, sondern öffentliche Aufmerksamkeit und politischen Druck. Aus Überzeugung und mit hehren Zielen: Wenn die Gesellschaft nicht hören will, muss sie fühlen. Sind sie da nicht eher Aktivierende? Oder doch "nur" Politiker ohne Partei, oder Propagandisten? Aktivatoren sind sie schon mal nicht, denn das sind kieferorthopädische oder chiropraktische Geräte. Was machen Berufsaktivisten, wenn das Thema erledigt ist?
Eigentlich passt Aktivität und Aktivist doch eher für Krankenpfleger, Landwirte, Handwerker, Ingenieure (…), die aktiv handelnd zur Erhaltung, Entwicklung und Herstellung des gerade Lebensnotwendigen beitragen. Immerhin: Agierende oder Akteure sind wir wohl alle, irgendwie.
Ihr Gloss’n Hans
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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