Anna Stark aus Forth gewürdigt
Seminararbeit über Nachkriegsprozess zum Pogrom in Forth erhält Förderpreis
Im Rahmen des W-Seminars „80 Jahre nach der Reichspogromnacht 1938: Wurzeln – Ereignisse – Folgen“ hat sich Anna Stark aus Forth mit dem Nachkriegsprozess zum Pogrom in Forth beschäftigt. Ihre Arbeit wurde schließlich auch mit einer besonderen Auszeichnung gewürdigt. Im Juli hat sie den mit 300 Euro dotierten 1. Förderpreis des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg erhalten.
„Jüdische Kultur war, seit ich jung war, ein immer wiederkehrendes Thema“, begründet Anna ihre Entscheidung für genau diese Thematik. Sowohl in der Grundschule, als auch am Gymnasium gab es immer wieder Berührungspunkte mit den Vorgängen vor inzwischen fast 82 Jahren. Außerdem setzte sie sich aufgrund ihrer Familiengeschichte schon früh mit den Schicksalen der Opfer des Nationalsozialismus auseinander. Ihre beiden Urgroßväter sind in deutschen Konzentrazionslagern ums Leben gekommen, erzählt sie. „Irgendwann stellte ich mir die Frage, was aus den Tätern geworden ist, ob sie zur Rechenschaft gezogen wurden.“ Mit dieser Frage beschäftigte sich Anna dann auch im Rahmen ihrer Seminararbeit.
Von der Progromnacht bis zum Gerichtsprozess: Die Ereignisse chronologisch erklärt
In ihrer Abhandlung, die Anna im Rahmen des W-Seminars des Maria-Ward-Gymnasiums verfasst hat, schildert sie zunächst den chronologischen Ablauf der Pogromnacht am 9. November 1938, also die nächtliche Verschleppung der Forther Juden nach Erlangen sowie die Zerstörung und die Plünderungen der jüdischen Häuser und der Synagoge am Folgetag. Im Weiteren spielt der Pogromprozess im August 1950 vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth eine große Rolle, mit den Verteidigungs- und Verschleierungstaktiken der Angeklagten und dem milden Urteil.
Es wurden 15 Männer aufgrund ihrer Mittäterschaft an den Ereignissen in der Pogromnacht angeklagt, davon waren alle, abgesehen vom Erlanger SA-Sturmführer Ludwig Wagner, Forther Bürger. Von den Angeklagten wurden lediglich drei zu einer Gefängnisstrafe (zwischen 9 bis 11 Monaten) verurteilt. Jedoch wurden den Verurteilten erlaubt, dass sie ihre bereits abgesessene Zeit in amerikanischer Internierungshaft anrechnen. „Die restlichen Angeklagten wurden freigesprochen oder das Verfahren gegen sie wurde eingestellt.“, erklärt Anna in ihrer Arbeit.
Abschließend geht Anna noch der Frage nach, ob damit die beabsichtigte Entnazifizierung vorangebracht wurde. „Letztlich hat der Pogromprozess der Entnazifizierung mehr geschadet als genützt, da mit dem Urteil ein Schlussstrich unter die Verbrechen im Nationalsozialismus gezogen wurde, ohne die Taten zu sühnen oder die Täter wirklich zur Rechenschaft zu ziehen. Somit hatte das Urteil lediglich eine Alibifunktion.“, zu diesem Schluss kam Anna in dem Fazit ihrer Arbeit.
Abschriften der Gerichtsakten angefertigt
Viele Quellen standen der Abiturientin für ihre Arbeit nicht zur Verfügung. Mehrere Wochen fertigte sie eine Abschrift der Gerichtsakten des Pogromprozesses an. „Ich wollte, dass die schwer lesbaren Dokumente sowohl für andere wie auch mich zugänglicher und problemloser zum Lesen und Arbeiten werden“, sagt die 18-Jährige.
Anfang des Jahres hat Anna dann ihre Arbeit eingereicht. Aufmerksam auf den Pogromprozess war sie auch durch die Zusammenarbeit mit Dr. Martina Switalski geworden. Die Eckentaler Historikerin ist selbst Mitglied im Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg, beim Projekt „Hörpfade“ zur jüdischen Geschichte in Forth im Rahmen der „Klingenden Landkarte“ des BR haben die beiden bereits gemeinsam mitgewirkt. Im Juli wurde Anna dann der 1. Förderpreis - bestehend aus 300 Euro und einer dreijährigen Mitgliedschaft im Verein - für ihre Arbeit überreicht. Auch in der Schule kam ihre Arbeit sehr gut an und sie bekam auf ihre Arbeit 14 Punkte, was einer glatten 1 entspricht. Ihr Preisgeld legt sie vorerst als Puffer zurück, denn voraussichtlich ab November wird Anna erstmal einen Jugendfreiwilligendienst in einem Krankenhaus in Tel Aviv absolvieren.
Autor:Jennifer Müller aus Eckental |
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