85. Jahrestag des November-Pogroms
Filmschau und Gedenken
Notdürftig abgedeckte Leichen, panisch flüchtende Kinder, Frauen und Männer, im Hintergrund Schüsse und Geschrei. Es sind Bilder des Grauens, die das „Nature Party Festival“ im Süden Israels vor fünf Wochen hinterlassen hat.Notdürftig abgedeckte Leichen, panisch flüchtende Kinder, Frauen und Männer, im Hintergrund Schüsse und Geschrei. Es waren Plünderer, Mörder und Faschisten, die die Pogromnacht vor 85 Jahren in Deutschland veranlasst haben.
Weil der Zivilisationsbruch bei dieser Kriegserklärung der Nationalsozialisten an die Deutschen jüdischen Glaubens am 9. November 1938 so brutal und umfassend war, wird dieser Nacht, in der nicht nur Kristall zerbrach, sondern Menschenleben, Familien, Gesellschaftsschichten, Traditionen und Glück, bis heute – auch bei uns in Forth - gedacht.
Feindbild als Basis für Völkermord
Wir Nachgeborenen sehen in der systematischen Erfassung, Verfolgung, Plünderung und tausendfachen Schutzhaftnahme jüdischer Familienoberhäupter nach dem 9. November 1938 die zunächst nicht für wahr gehaltene, verwirklichter Machtphantasie zur Vernichtung der europäischen Judenschaft. Aber wie fühlte es sich damals an? Aus der Sicht der Betroffenen? Fakt ist, dass der Völkermord an den europäischen Juden ohne tradierte Feindbilder nicht möglich gewesen wäre. Erst im Rahmen faschistischer Kriegstreibe wurden aus judenfeindlichen Stereotypen handlungsleitende Kategorien einer auf die physische Ausrottung der Minderheit abzielenden Politik. Wir haben von dieser auf die physisch-brutale Ausrottung der Minderheit abzielenden Politik Zeugnis abgelegt bekommen von einem, der es erlitt.
Albert Kimmelstiels Rückkehr nach Forth
Albert Kimmelstiel wurde vor 100 Jahren in Forth geboren. Er hat die Erniedrigung und Entrechtung im Dorf und die Vernichtung von Millionen in Auschwitz erlebt. Er legt Zeugnis ab.Der Film zu Ehren seines 100. Geburtstags zeigt seinen Besuch 2008 und seine Begegnung mit Forthern. Er erzählt vom Dorfleben vor und nach der sogenannten Machtergreifung. Er erzählt von der Pogromnacht 1938. Er erzählt von der brutalen Erschießung seiner Eltern in Riga und der Vergasung seines Bruders in Birkenau. Damals wie heute müssen wir uns angesichts der Massengewalt dazu zwingen, „das Unausdenkliche denken zu müssen, das Unaussprechbare aussprechen zu lernen und das Unvorstellbare vorzustellen versuchen“ (Koselleck). Und wir müssen – wie Albert Kimmelstiel sagte- Menschen unter Menschen bleiben.
Filmvorführung und gemeinsames Gedenken
Der Film „Albert Kimmelstiels Rückkehr nach Forth“ wird am Donnerstag, 9. November, um 18 Uhr im evangelischen Gemeindehaus Forth gezeigt.Anschließend um 19 Uhr werden vor dem Schnaittachershaus in der Forther Hauptstraße 47 Kerzen entzündet und man erinnert gemeinsam an die 29 Forther, die wegen ihres Glaubens dem Holocaust zum Opfer fielen.
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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