Obstanbau
Bäume erwachen aus dem Winterschlaf

Foto: Uwe Rahner

Bald schwellen die Kirschenknospen: Jetzt, Ende Februar, befinden sich die Kirschbäume im wochenblatt-Land und in der Fränkischen Schweiz noch in der Vegetationsruhe. Die spitzeren Blattknospen und die dickeren Blütenstandsknospen sind seit dem Herbst mit dunkelbraunen Knospenschuppen verschlossen. Bald im März, wenn die Temperaturen öfter über 10 Grad steigen, beginnen erst die Blattknospen zu schwellen und sich heller und grün zu färben, danach zeigen die Blütenknospen erste grüne Spitzen.

Edelreiser werden eingelagert

Im Reisergarten des Landkreises Forchheim in der Obstbauversuchsanlage Hiltpoltstein wurden Edelreiser geerntet, um im Reiserkeller gelagert und im April angeboten zu werden: Nach Ostern am Samstag, 23. April, werden die vorbestellten Triebe von 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr im Landkreis-Reiserkeller am Möchser Weg in Hiltpoltstein abgegeben oder auf Wunsch per DHL versendet.

Bis nach der Reiserveredelung (Kopulation) junge Obstbäume mit Ernteertrag heranwachsen, braucht es freilich mindestens noch zwei bis drei Jahre Pflege.

Heimische Obsterzeuger in der Preiszwickmühle

Die prächtige Kirschblüte ab Ende April lässt dann hoffen auf die Ernte von süßen Früchten ab Juni. Bis dahin hoffen die Obsterzeuger, dass keine Nachtfröste, Stürme, Hagelschauer, Pflanzenkrankheiten oder Schadinsekten die Entwicklung beeinträchtigen.

Wind und Wetter sind dieses Jahr aber nicht die einzige Sorge der Obstbauern und der vor 92 Jahren zur besseren Vermarktung gegründeten Obstgenossenschaft Igensdorf. Denn die Kosten für die Obsterzeugung steigen dieses Jahr rasant und müssen sich, wenn die Region eine Obstbauregion bleiben soll, auch in den Verkaufserlösen und damit in den Verbraucherpreisen auswirken.

Mindestlohn-Anhebung muss sich auf Ladenpreise auswirken

Ein großer Kostenfaktor sind die Lohnkosten für Saisonarbeitskräfte. Denn nur mit Familienmitgliedern und Freunden ist die Ernte auch bei kleineren Betrieben nicht zu stemmen. Die Ernte richtet sich nicht nach Businessplänen, sondern nach der Natur: Innerhalb weniger Tage und Wochen müssen große Mengen an Früchten genau dann geerntet werden, wenn sie reif sind. Das geht nur mit Saisonarbeitskräften, die sich hier in einigen Wochen ein Vielfaches dessen erarbeiten, was sie in ihrer osteuropäischen Heimat verdienen könnten.

Mitten in der Ernte 2021 wurde der gesetzliche Mindestlohn auch für Saisonarbeiter von 9,50 auf 9,60 Euro und seit Anfang 2022 auf 9,82 Euro angehoben. In der Ernte 2022 zum 1. Juli soll er auf 10,45 Euro steigen und ab Oktober auf 12 Euro und damit in zwei Erntejahren um mehr als ein Viertel. Alleine dadurch müssten Kirschen mindestens 25 Prozent mehr kosten im Ladenregal, wo sie allerdings mit ausländischen Kirschen und anderem Obst um die Gunst der Käufer konkurrieren.

"Kirschgarten der Metropolregion" ist nicht selbstverständlich

Für die Erzeuger haben sich zudem innerhalb eines Jahres die Preise für Pflanzenschutzpräparate um 50 bis zu 100 Prozent erhöht. Bei der Genossenschaft und der Erzeugerorganisation Franken Obst GmbH schlagen stark gestiegene Kosten für Energie, Transport mit Speditionspartnern sowie Kartonagen für die Handelsverpackungen zu Buche, wie Geschäftsführerin Tina Weishaupt erläutert.

Diese Kostensteigerungen machen es nicht einfacher, bei den Handelspartnern die entsprechenden Erlöse für die kostbare und empfindliche Ware zu erzielen. Wenn aber kein halbwegs angemessener Ertrag hinter der vielen Arbeit steckt, sinkt auch die Motivation – bei den vielen Nebenerwerbslandwirten mit kleinen Flächen genauso wie bei den größeren Anlieferern, die als Mitglieder ihre Ernte über die Genossenschaft an den Einzelhandel vermarkten.

Die Kirschenanlagen, in denen alle Familienmitglieder mit Freunden einen Teil ihres Jahresurlaubs damit verbringen, die Ernte zu bewältigen, werden weniger. Andere Erwerbsmöglichkeiten mit weniger körperlicher Anstrengung oder Freizeitangebote machen der Tradition des Kirschenanbaus im Nebenerwerb Konkurrenz. Die Kirschenernte ist zwar eine sommerliche Tätigkeit an der frischen Luft, aber nichts für Erholungssuchende.

Um die Motivation zu erhalten und zu fördern, unterstützen die Genossenschaften ihre Mitglieder mit Fachberatung, Leihmaschinen und bei der erforderlichen GAP-Zertifizierung. Denn die schöne Kirschblüte, der Status als Obstregion und als "Kirschgarten der Metropolregion" sind keine Selbstverständlichkeit, sondern werden Jahr für Jahr erarbeitet. Geschäftsführerin Tina Weishaupt schwankt angesichts der aktuellen Herausforderungen zwischen Sorge und Zuversicht: "Wir tun so viel, um köstliches Obst zu erzeugen und in den Handel zu bringen und hoffen, dass die Verbraucher beim Einkauf diese Anstrengungen auch honorieren."

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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